Average White Band
Die Average White Band hat mit ihrem Namen einige Unruhe gestiftet. Anfangs verstand ihn niemand, weil sie Musik brachten, die rabenschwarz war, und von der keiner annehmen konnte, daß sie von Weißen gespielt wurde. Heute erscheint das Wort "Average " (Durchschnitt) verwirrend, da sie sich inzwischen zur führenden weißen Soulband gemausert haben und alles andere als durchschnittlich sind. Während ihnen in Amerika sowohl ein weißes als auch ein schwarzes Publikum zu Füßen liegt, scheint es sich in Europa noch nicht herumgesprochen zu haben, welch heiße Soul-Bombe da existiert.
£>/e Average White Band hat mit ihrem Namen einige Unruhe gestiftet. Anfangs verstand ihn niemand, weil sie Musik brachten, die rabenschwarz war, und von der keiner annehmen konnte, daß sie von Weißen gespielt wurde. Heute erscheint das Wort „Average “ (Durchschnitt) verwirrend, da sie sich inzwischen zur führenden weißen Soulband gemausert haben und alles andere als durchschnittlich sind. Während ihnen in Amerika sowohl ein weißes als auch ein schwarzes Publikum zu Füßen liegt, scheint es sich in Europa noch nicht herumgesprochen zu haben, welch heiße Soul-Bombe da existiert.
Zwar haben sicher viele etwas von ,.Pick Up The Pieccs“ gehört, der Wahnsinnssingle, und vielleicht auch vom letzten großen Hit „Cut The Cake“. damit hat es sich aber auch schon. Jetzt mal ehrlich, habt ihr nicht den Eindruck gehabt, es wäre eine Neger-Band? Wir jedenfalls hätten unseren letzten Pfennig darauf verwettet. Aber noch nicht genug damit, daß es keine Schwarzen sind, nein — es sind sogar Schotten!! Daß das Land der Dudelsäcke und karierten Röcke ‚mal eine Gruppe wie diese hervorbringen würde, hätte sich wohl keiner träumen lassen.
Sechs Schotten in Amerika Europa gilt ja nun nicht gerade als das Paradies der schwarzen Musik, sei es Blues, Soul oder auch Reggae. das weiß jeder. Das wissen auch die sechs der Average White Band, kurz AWB genannt, und deshalb richten sie sich vorwiegend nach Amerika aus. Dort liegen ihre musikalischen Wurzeln vergraben, dort finden sie ihr potentielles Publikum und überhaupt den optimalen Markt, um diese Art von Musik cut unterzubringen. Sie lieben das Land und besonders die Städte New York und Los Angeles. Drüben nehmen sie ihre Platten auf, und lange vor den Aufnahmen zur ersten LP hatten sie dort mit Bonnic Bramlett (von Delaney & Bonnie) einige Songs eingespielt und ihr Drummer Robbie Mclntosh Sessions mit Herbie Mann und Johnny Nash hinter sich gebracht. Ein guter Entschluß also, umzusiedeln und nicht zuletzt ein konsequenter.
Forever Morc. Mogul 1 rash und wie sie alle hießen, und Robbie trommelte bei Brian Augers Oblivion Express. Im März ’72 traf man die Band erstmals in fester Besetzung: Alan, Hamish und Robbie, die Dundee Horns mit Roger Ball und Malcolm Duncan an den Saxophonen und der Gitarrist Onnie Mclntyre. Sie spielten den ersten Gig auf dem Lincoln-Festival in Sussex und daran anschließend noch in ein paar englischen Kleinstädten. Die Bramlett-Episode folgte durch die Vermittlung ihres Roadmanagers Bruce McCaskill, der auch die Faden zu Eric Clapton sponn, in dessen Comeback-Konzert sie das Vorprogramm bestritten und die gesamte anwesende Rockpresse von sich überzeugten. Daraufhin rührte sich ein erstes Interesse seitens der Plattenfirmen. Bei einer von ihnen, es war MCA, spielten sie denn auch ihre erste LP ein. Sie nannte sich ,,Show Your Hand“ und erschien Mitte „73. Die Kritiken überschlugen sich jedoch nicht, und auch sonst lief es nicht besonders. Sie war nicht überragend und verkaufte sehr wenig, da half nicht mal Bruce, der clevere Roadie mit den guten Beziehungen.
Aber etwas erreichte er doch. Er hatte die Platte mit in die USA genommen, und dort weckte sie schon erheblich mehr Interesse. Also ging“s erstmal rüber für eine Kurztournee, die sie als Vorgruppe begannen und als „Headliner“ beendeten. Ihre Liebe zu Amerika nahm immer klarere Formen an. Nach einem kurzen Weihnachtsurlaub daheim zogen sie Anfang letzten Jahres erneut nach Kalifornien. Aber diesmal zu Plattenaufnahmen, deren Ergebnis einige Monate später ihre kühnsten Träume überflügeln sollte. Die Stücke waren gerade vollständig im Kasten, als sie erfuhren, daß ihre Firma an sich keinen gesteigerten Wert auf die Bänder legte und am liebsten den Vertrag gekündigt hätte. Aber Bruce war mal wieder zur Stelle. Er machte sie mit Jerry Wexler bekannt, einem führenden Kopf bei Atlantic, der seinerseits ebenfalls Interesse bekundete. Er klemmte sich die Bänder unter den Arm und flog mit ihnen nach New York, während die Gruppe ungeduldig auf eine Nachricht von ihm wartete.
Nach zwei Wochen kam die Antwort: Atlantic war bereit, die Averages unter ihre Fittiche zu nehmen und sie bei MCA auszulösen, was denen natürlich nur recht war. Durch Wexler lernten sie einen Türken kennen, der Arif Mardin hieß und bereits Platten mit Soul-Königin Aretha Franklin produziert hatte, hr hörte sieh die Sachen an und meinte, sie sollten doch mal nach Miami kommen, um noch ein wenig an den Stücken zu feilen. Als die Sechs schließlich die dortigen Criteria-Soundstudios betraten, war eine Überraschung fällig. Alan: „Als wir reinkamen, begannen wir schon zu geifern. Whaooow. da saß Aretha am Klavier und alle unsere Helden in einer Reihe daneben. Cuck Rainey, „Prettie“ Purdie einfach alle. Wir holten direkt unsere Fotoapparate, aber wir hatten so zitterige Hände, daß wir nicht knipsen konnten“. Als sie mit den Aufnahmen fertig waren, packten sie ihre Sachen ein und gingen. „Arif, der im Kontrollraum gesessen hatte, rief uns, daß wir jetzt dran wären, und wir spielten auf den gleichen Instrumenten wie sie vorhin. Oh Mann .. .“
Derartige“.F.rfahruneen“ machten sie später mich oft, und sie waren durchweg wichtig für ihr Selbstbewußtsein und ihr Verständnis als „schwarze“ Band. Die Detroit Spinners unterhielten sich eine ganze Nacht mit ihnen, weil sie die Platte so umwerfend fanden. Aber zurück zu den Bändern. Arif Mardin ließ einige neue Songs aufnehmen, schnippelte hier herum und kürzte dort, und als sie es sich gegen Ende anhörten, klang es wie Dynamit — musikalischer Sprengstoff. Das Album, das daraus entstand, hieß schlicht „Average White Band“ und enthält ihren ersten Superhit „Pick Up The Pieces“. Rakctengleich schoß es in die Charts, sogar in die rein schwarzen R&B-Hitlisten. Die Single-Auskoppelung stand der LP an Startfähigkeit in nichts nach, und bald teilten sie sich die ersten Plätze in Amerika.
Aber ein schlimmes Unglück sollte dem ausbrechenden Freudentaumel schnell ein Ende machen. Noch bevor sie die Hitparade erklommen hatten, gab jemand in Los Angeles, eine große Party. Alan, Robbie und Hamish gingen hin und amüsierten sich auch ganz gut. Bis Robbie zusammenklappt. Jemand hatte ihm Heroin in den Drink geschmuggelt, aber was viel schlimmer war, das Heroin mit Gift vermischt. Dabei steht keiner der Gruppe auf harten Drogen. Robbie wurde direkt ins Hotel gefahren, weil keiner wußte, was eigentlich los war. Erst am nächsten Mittag, als Bruce nach ihm schaute, Robbie sich erbrach und einen Kollaps bekam, ahnten sie, was vorging. Aber es war zu spät, Robbie starb einige Minuten darauf. Der Schock, den der Verlust von Robbie auslöste, hielt wochenlang an. Keiner wußte etwas mit sich anzufangen, und ein Urlaub war dringend nötig. (Erst kürzlich haben die Ermittlungen Erfolg gehabt, die Robbies Mörder betreffen. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich dabei um den Millionär Ken Moss.) Steve Ferrone, ein alter Freund Robbies, der sich in dieser Zeit gerade in LA aufhielt, bot seine Dienste an. Sie überlegten nicht lange. Sie wußten, daß es Robbie nicht recht gewesen wäre, wenn sie sich aufgelöst hätten, und Steve war schließlich ein alter Freund und ebenso versiert am Schlagzeug . . . Mit ihm bekamen sie den ersten echten Neger in die Gruppe, obwohl er aus Brighton stammt. Er war bereits bei den Aufnahmen der dritten LP dabei und beweist dort, daß er Robbie in nichts nachsteht. Der unglaubliche Erfolg in den Staaten gelang lange Zeit keinem Engländer außer Rod Stewart und der Bad Company, was nur einmal mehr den momentanen Tiefpunkt der Engländer belegt.
In diesem Sommer tauchte dann der dritte Longplayer der AWB in den Läden auf. „Cut The Cake“ besitzt ein ebenso hohes Niveau wie sein Vorgänger, aber die Stimmung ist etwas melancholischer und schwermütiger. Die LP ist Robbie gewidmet, und Arif produzierte erneut. Der Titeltrack setzte sich ebenso schnell in die Hitlisten ab wie die LP. Der Erfolg vom letzten Jahr wurde spielend wiederholt, und viele Amerikaner halten die Musiker naeh wie vor für Schwarze, selbst die Schwarzen. Aber es ist schon ein verteufelt herausfordernder Name, den sie sich da zugelegt haben und ein ironischer dazu. Also endgültig zum letztenmal: Die Average White Band besteht aus Bleichgesichtern (armer Steve) und bringt trotzdem bestes Soul-Food auf den Tisch. Und sollte jetzt noch einer daher kommen und etwas von Naturgesetzen, Negerfeeling und unerreichter Musikalität faseln, wird er zur Strafe (?!) vier Stunden an einen Kopfhörer mit AWB-Musik angeschlossen!!