Pink Floyd Story


SYD BARRETT ist der Mann, der Pink Floyd gegründet hat. Doch an der Grenze des Erfolges musste dieser geniale Kopf die Gruppe verlassen. Psychische Störungen waren die Ursache dieser Trennung und jetzt ist er Gärtner in seinem Wohnort Cambridge. Seine Wangen sind hohl und eingefallen und sein bleiches Gesicht verrät, dass der nunmehr 27jährige ein bewegtes Leben hinter sich hat. Er ist nie ein echter Star gewesen und wollte auch nie ein Star sein. Schon als Kind spielte er Gitarre und hatte Spass daran. Der Spass verging ihm, als sich zu viele Leute in sein Leben mischten. "In meiner Jugend habe Ich versäumt, zu lachen. Jetzt bin ich auf dem verkehrten Weg. In den vergangenen Jahren habe ich nur noch Interviews gegeben. Ich bin im Begriff, mein Leben zu verpfuschen. In meinem Kopf befinden sich nur noch Staub und Gitarren ..." Der Mann, der den Grundstein des Pink Floyd-Erfolges legte, ist müde und verliess bereits bei der ersten Haltestelle den psychedelischen, buntgefärbten Zug. Pink Floyd aber reiste weiter, ohne Syd Barrett und kam in eine unwahrscheinliche Welt voll kosmischer Klänge ...

Die erste Psychedelische Generation macht von sich reden

Anfang 1965 begegnen sich Roger Waters, Nick Mason und Rick Wright auf der Technischen Hochschule in London. Einige Wochen später zieht Syd Barrett aus Cambridge nach London und die Vier beginnen zu musizieren. Sie nennen sich Pink Floyd — nach einer Idee des genialen Syd Barrett. Fast eineinhalb Jahre lang spielen sie nur Kompositionen von anderen Gruppen (hauptsächlich von den Rolling Stones), erst dann beschliesst Syd Barrett, selbst etwas zu komponieren. In dieser Zeit macht die Musik diverse Veränderungen durch. Merseybeat ist populär aber eine andere Musikform, die man später psychedelischen Rock und Underground nennt, ist im Kommen. Man interessiert sich plötzlich für Lightshows und Syd Barrett sieht darin die Zukunft seiner Gruppe. Das allererste Mixed-Media-Konzert von Pink Floyd findet in der Universität von Essex statt und während die Gruppe musiziert, wird hinter ihr, auf einer Leinwand, ein Film über London gezeigt. Die ersten englischen Experimente laufen parallel mit ähnlichen amerikanischen Versuchen. Gruppen wie Jefferson Airplane, Greatful Dead und Doors arbeiten regelmässig mit Film- und Lightshows und Pink Floyd wird 1967, als die erste psychedelische Generation von sich reden macht, Psychedelische Underground-Gruppe‘ genannt. Man bewunderte sie und betete sie förmlich an, vor allem in den Londoner Vierteln. in denen die neue Hippie-Kultur entstanden war. In einem dieser Viertel wurde der UFO-Club gegründet in dem Pink Floyd wöchentlich, manchmal sogar täglich auftrat, weil ihnen dort der Erfolg sicher war.

Arnold Layne boykottiert, zwei Misserfolge, das Ende von Pink Floyd?

In diesem Club experimentiert Pink Floyd zum erstenmal mit einer Lightshow. Ihre Songs sind, genau wie die Nummern der Westcoast-Gruppen, eigentlich keine echte Einheit und dienen deshalb nur als Basis für lange Improvisationen. Als der Name Pink Floyd einige Monate später in aller Munde ist, wird eine Single aufgenommen.

‚Arnold Layne‘ erscheint Anfang 1967. Die Nummer wurde von Syd Barrett komponiert und von Joe Boyd produziert. ‚Arnold Layne‘ handelt von einem Transvestiten und deshalb wird die Platte von verschiedenen englischen Radiostationen — darunter auch der berühmte Piratensender Radio London‘ — boykottiert. Und das in einer Zeit, in der ‚Toleranz‘ grossgeschrieben wird. Trotzdem kann niemand den Erfolg von ‚Arnold Layne‘ bremsen und auch die zweite Single See Emily Play‘ wird ein grosser Hit. Der Text dieser Platte ist nicht so aggressiv wie Arnold Layne und weist bereits die typischen psychedelischen Pink Floyd Effekte in dem Instrumental-Teil auf. Diese Single bedeutet gleichzeitig den Anfang einer langjährigen Zusammenarbeit mit der Gruppe und dem Produzenten Norman Smith, der einige Jahre später selbst Hits macht. (Oh Baby What Would You Say und Who Was It). Als die zwei weiteren Singles Apples And Oranges‘ und ‚It Would Be So Nice‘ nicht so erfolgreich sind, sieht es ganz so aus, als würde Pink Floyd zusammen mit der psychedelischen Welle von der Bildfläche verschwinden.

Der Dudelsackspieler und die Morgenröte

Das erste Album, ‚The Piper At The Gates Of Dawn‘, das im Herbst 1967 erscheint, beweist, dass die Gruppe sehr viel mehr auf Lager hat, als die Singles vermuten lassen. Der Titel bezieht sich auf den Kinderroman von Kenneth Grahame ‚The Wind In The Willows‘ und ist wiederum eine Idee von Syd Barrett. The Piper‘ verkauft sich ausgezeichnet bei den ‚trippenden‘ Leuten und es ist klar, dass Pink Floyd eine grosse Zukunft vor sich hat. Alle Kompositionen dieser LP stammen aus Syd Barrett’s Feder, der zu dieser Zeit eine grosse Beziehung zum Seltsamen und Geheimnissvollen hat. (Das kam ganz deutlich durch die grossen Mengen LSD, die er zu sich nahm). Ungefähr ein halbes Jahr später ging er an den Drogen zugrunde. Vorher aber sorgte er noch für die sensationellsten musikalischen Ideen nach der Beatles-Zeit. Er wollte seine Gruppe zu Englands ersten und einzigen Heavies machen und seine Songs zeugten von einer Geisteskrankheit im Anfangsstadium. Er legte sein Leben in seine Kompositionen und unheilsvolle Gitarrenklänge und— irre Töne verwandelten seine zersplitterte Seele in Musik. Die Übergänge sind hart und kom—promisslos und viel kontrastreicher als auf späteren Pink-Floyd-LP’s. Es sind auffallend gute Nummern und der Höhepunkt, das etwas klassisch wirkende, 10minütige ‚Interstellar Overdrive‘, ist im Grunde genommen eine lange, sensationelle Improvisation.

Pfiffe für Pink Floyd-Syd Barrett flippt aus

Die Live-Auftritte aber sind nicht so erfolgreich wie die Platten. Die Gruppe spielt hauptsächlich in Tanzschuppen und Clubs, in denen das Publikum am liebsten Soul hört und tanzen will. Es interessiert sich nicht für Lightshows. Floyds psychedelische Musik und die Weigerung, sich den Wünschen des Publikums anzupassen, ergeben, dass sie überall ausgepfiffen werden. Die erste Amerika-Tournee geht ebenfalls in die Binsen, denn Syd Barrett kann nicht verarbeiten, dass er plötzlich als Rock’n’Roll Performer manipuliert wird und spielt pro Auftritt nur noch zwei Akkorde. Viel früher als Jimi Hendrix, Janis Joplin und Jim Morrison, die an ihrer eigenen Musik zugrunde gingen, flippt Syd Barrett auf dieser Tournee aus. 1969 verlässt er die Gruppe und Dave Gilmour — ein Freund aus Cambridge — wird sein Nachfolger. Gilmour spielte bereits auf ‚The Piper‘ bei einigen Nummern als Session-Musiker mit. Syd Barrett zieht sich zurück und bringt im Herbst 1971 zwei Alben auf den Markt. The Madcap Laughs‘ und ‚Barrett‘. Dann verschwindet er endgültig aus der Musikszene.

Hipgnosis & a Saucerful of Secrets

Viele Monate lang ist Syd Barrett der Mittelpunkt langer Diskussionen. Seine Fans bangen um das Ende der Gruppe, denn Syd Barrett mit seinen schizophrenen Ideen war nun einmal der wichtigste Mann der Gruppe. Als aber die LP ‚A Saucerful Of Secrets‘ erscheint, wird deutlich, dass Pink Floyd auch ohne Barrett sensationell ist. Viel von dem Humor, der Texte der ‚Arnold Layne‘ so grandios machte, ist allerdings verschwunden. Auf dieser LP wird Nachdruck auf lange Improvisationen gelegt. Die Plattenhülle wurde von zwei Pink-Floyd-Freunden entworfen, Storm und Poe, die unter dem Namen ‚Hipqnosis‘ arbeiten. Das Zweier-Gespann entwirft von nun an alle Hüllen für Pink Floyd, weil sie — wie die Gruppe behauptet — die Fähigkeit haben, die Musik, die sich auf der Platte befindet, exakt auf der Hülle wiederzugeben. Der Sound auf ‚A Saucerful Of Secrets‘ ist space-orientiert und unterscheidet sich wesentlich von Syd Barretts psychedelischer Tripmusik.

Klassische Themen

Durch den guten Verkauf der Platte gewinnt die Gruppe an Stabilität und kann sich noch intensiver um die Live-Auftritte bemühen. Die Erfahrungen in den Tanzschuppen, liegt Pink Floyd noch gut im Gedächtnis. Sie wissen, dass sie dort nicht auf Erfolg hoffen dürfen und verlegen ihren Arbeitskreis auf die Universitäten. Dort ist sich die Gruppe eines enthusiastischen Publikums gewiss. Die Lightshow gerät vorläufig in Vergessenheit und Pink Floyd gibt für die Anlage, die im Laufe der Zeit stets perfekter wird, ein Vermögen aus. Auch das Repertoire und der Bühnenact werden erneuert. Während alle Popgruppen von Lightshows besessen sind, tritt Pink Floyd am liebsten im Dunkeln auf. Nur wenige, verlorene Lichtstrahlen sorgen dafür, dass ihre Show interessant und geheimnisvoll bleibt. Was auf der LP ganz deutlich zutage gekommen ist, spürt man auch bei Live-Auftritten: Die Gruppe neigt dazu, einzelne Nummern stets mehr auszubreiten. Diese Neigung setzt sich fort. Klassische Themen werden ausgearbeitet und als Höhepunkt erscheint ‚Atom Heart Mother‘. Im Herbst 1968 wird ‚Atom Heart Mother‘ zum erstenmal in Amerika aufgeführt und im Mai ’68 erscheint ‚A Saucerful Of Secrets‘. Diese LP befindet sich innerhalb von drei Wochen unter den ersten fünf Nummern auf der englischen LP-Hitparade. Und obwohl auf diesem Album noch deutlich Syd-Barrett-Einflüsse zu erkennen sind, ist es deutlich, dass die vier Musiker im Begriff sind, ihre eigenen kreativen Ideen zu verwirklichen.

50.000 Mark für Atom Heart Mother

Es folgen Konzerte in Deutschland und eine Tournee durch England und dann macht sich Pink Floyd zu ihrer zweiten Amerika-Tournee auf, die vom 4. Juli bis zum 9. August dauern wird und sie mit Bands zusammenbringt wie: The Jimi Hendrix Experience, The Who und Herman’s Hermits. Sie spielen fast nur in grossen Hallen und sogar im John F. Kennedy Stadion. Trotzdem bringt diese Tournee einen finanziellen Verlust für Pink Floyd. Denn: Im Fillmore East und Fillmore West, führen sie dreimal ‚Atom Heart Mother‘ auf. Um aber ihre LP auf der Bühne zu realisieren, mussten sie eine stärkere Anlage, sowie ein Symphonie-Orchester und einen Chor für die Konzerte engagieren und das bedeutet natürlich hohe Kosten. Capitol, die amerikanische Plattenfirma von Pink Floyd, übernimmt einen Teil der Kosten, die sich auf etwa 50.000 Mark belaufen und der finanzielle Verlust ist nicht allzu schmerzlich. In New York befindet sich Dirigent Leonard Bernstein unter den Zuschauern und erklärt der Presse: „Ich habe mich bei Atom Heart Mother schrecklich gelangweilt. Aber von den anderen Nummern war ich beeindruckt!“ Obwohl Pink Floyd auf dieser Tournee recht erfolgreich sind, verdienen sie nicht einen Pfennig.

Umma Gumma – Ende der 1. Periode

Nach ‚A Saucerful Of Secrets‘ ist es schwierig, noch weitere Entwicklungen in der Pink Floyd-Musik zu entdecken. Jede einzelne Nummer ist ein Projekt für sich aber die Basiselemente verändern sich nicht. Es ist nicht leicht, diese Musik zu analysieren. Es ist schwer, alle Töne und Effekte zu verstehen. Die meisten Effekte kommen aus dem Azimuth-Co-Ordinator. Dieser Apparat hilft der Gruppe, die Effekte aller Instrumente und Töne zu erhöhen und zur gleichen Zeit kann er jedes einzelne Stück individuell bereichern. Die meisten Pink Floyd Songs wirken oberflächlich, weil sie alle die gleichen Stimmungen wiedergeben. Sie gleiten von langsamen, hypnotischen, lyrischen Passagen in einen gewaltigen Klimax voll Raserei. Die Obergänge werden mit einem angeborenen Feingefühl für Atmosphäre angedeutet. Der Zuhörer gerät von einer Nummer in die andere, ohne dass radikale Unterbrechungen die Einheit zerstören. Alle Stimmungen sind so perfekt miteinander verbunden, dass sie die Zuhörer faszinieren. ‚Umma Gumma‘, die Scheibe, die 1969 erscheint, ist das beste Werk, das Pink Floyd in dieser letzten Phase ihrer ersten Periode geschrieben hat. Es ist ein fantastisches Live-Studio-Album, das in Birmingham aufgenommen wurde und den einzelnen Gruppenmitgliedern die Möglichkeit bietet, ihre Fähigkeiten zu äussern. Die Live-Aufnahmen enthalten vier Stücke.

ASTRONOMY DOMINE – Syd Barrett’s allerletzter Beitrag, kräftig, kühl und progressiv.

CAREFUL WITH THAT AXE EUGENE – Ein Meisterwerk und späterer Klimax in dem Film ‚Zabrinski Point‘.

SET THE CONTROLS FOR THE HEART OF THE SUN – Eine Komposition von Roger Waters, die später- ‚Space-Trip‘ der Rockmusik genannt wird.

A SAUCERFUL OF SECRETS Eine Verlängerung der ursprünglichen Nummer. Eine sorgfältig aufgebaute, arglistige Qualität macht diese Komposition geschmeidiger.

Keine Anti-Gruppe

Im gleichen Jahr werden Pink Foyd die Vorläufer einer neuen Bewegung. Diese Bewegung experimentiert auf allen Gebieten. Roger Waters erzählt: „Wir spielen Musik, die uns gefällt. Unser Geschmack stimmt zufällig mit dem neuen Trend überein. Natürlich ist es prima, dass man uns das Hausorchester dieser neuen Bewegung nennt. Aber eigentlich sind wir nur ein kleiner Teil der gesamten Rock-Szene. Weil wir die einzige Gruppe sind, die das spielt, was sie will, denken die Leute, wir wären eine Anti-Gruppe, aber das ist nicht wahr.“

Musikalisches Freak-Out

1970 geht es mit der ursprunglichen psychedelischen Rockband zu Ende. Nick Mason erklärt in einem Interview, dass Pink Floyd ihr psychedelisches Image satt hat und nunmehr eine reine Rockband mit kosmischen Effekten ist. Im September erscheint ‚Atom Heart Mother‘ und im Dezember geht die Gruppe mit dieser Show auf Tournee. Sozusagen als Weihnachtsüberraschung für alle Fans. Einige Monate später, genauer gesagt, am 3. April 1971, erleben in der Rotterdamer Ahoyhalle (Holland) 7.500 Leute Pink Floyd. Unter der Leitung von Jeffrey Mitchell werden die Zuhörer auf die Reise geschickt. Durch ein irres, akustisches Univerisum. Die Atmosphäre ist die eines neuentdeckten Kontinents: Still, sauber und ruhig. Als das Konzert zu Ende ist, ist die Wirklichkeit leer und ungemütlich. Die Fans verlassen — noch ganz beeindruckt — die Halle und in den Zeitungen erscheinen Tags darauf lobende Berichte. Man nennt die Show eine Rocksymphonie und ein musikalisches Freak-Out. Am 18. September tritt Pink Floyd auf einem klassischen Festival in Montreux auf. Zum erstenmal in der Geschichte hat man eine Popgruppe eingeladen. Sie bringen ihr ‚Atom Heart Mother‘ zu Gehör und ernten enormen Beifall auch bei den Leuten, die eigentlich nur gekommen sind, um das Wiener Philharmonische Orchester zu erleben.

Ein anderes Kapitel: Filmmusik Im Laufe der Jahre schrieb Pink Floyd für viele Filme die Musik. Zusammen komponierten sie die Soundtracks für ‚More‘ und ‚Zabrinski Point‘ und Roger Waters schrieb mit Ron Geesin die Musik für den Film ‚The Body‘. ‚More‘ war ein sehr schnelles Projekt. „Innerhalb von acht Tagen mussten wir Komponieren und Aufnehmen, ohne dass wir den Film gesehen hatten. Der Film wurde später überall kritisiert, trotzdem war die LP die unter dem Titel ‚Moore‘ auf den Markt kam, recht erfolgreich. Es ist ein vollwertiges Pink Floyd Album, das nur kurze Stücke beinhaltet. Für ‚Zabrinski Point‘ schrieb die Gruppe einen kompletten Soundtrack, der allerdings von Regisseur Antonioni abgelehnt wurde. Antonioni ist ein Mann, der an Grössenwahnsinn leidet. Er findet nur ganz wenige Sachen perfekt und engagiert am liebsten Leute, die noch nie vor der Kamera gestanden haben, weil er sie dann besser unter Kontrolle hat. Antonioni nahm nur einen kleinen Teil der Musik und liess den grössten Teil von anderen Musikern spielen. „Wir hatten drei Wochen in einem sehr primitiven Studio in Rom daran gearbeitet und waren unheimlich sauer!“ Weitere Filme, für die Pink Floyd die Musik schrieb, oder zumindest musikalisch daran beteiligt ist, sind ‚The Committee‘, ‚San Francisco 1 , ‚Let’s All Make Love In London‘ und ‚Pink Floyd At Pompeii‘. Aber darüber später mehr. Leider wussten viele Regisseure nichts mit der Musik von Pink Floyd anzufangen, so dass viele Kompositionen verloren gingen. Das geschah auch Anfang 1972, als der Film ‚La Valle‘, für den Pink Floyd einen Soundtrack komponiert hatte, aus unbekannten Gründen nicht erschien. Kurz darauf brachte man aber den Soundtrack unter dem Titel ‚Obscured By Clouds‘ auf den Markt.

Aus Paris verbannt

Es ist inzwischen 1971 geworden und Pink Floyd wird in Frankreich zur besten Gruppe der Welt ausgerufen. In Paris existiert sogar ein Plattengeschäft, dass sich ‚Umma Gumma“ nennt. Pink Floyd will in Paris auftreten aber die zuständigen Leute lehnen ab, und die örtliche Polizei bemüht sich, die Gruppe aus Paris zu verbannen. Plötzlich aber erhält Pink Floyd eine Einladung, in einem Schloss, ganz in der Nähe von Paris, vor einem erlesenen Publikum aufzutreten. Nur Diplomaten und höhere Beamte dürfen die Veranstaltung besuchen. Pink Floyd nimmt die Einladung an. Aber nur unter der Bedingung, dass sie auch in Paris auftreten dürfen. Das wird ihnen zugesagt. Aber schon am nächsten Tag bekommt die Gruppe eine Absage, weil die zuständigen Leute plötzlich nichts mehr von der Zusage wissen wollen. Auch der erfolgreiche Auftritt im Schloss kann nichts daran ändern.

Zu alt?

Inzwischen wird in England emsig an einem Nachfolger für ‚Atom Heart Mother‘ gearbeitet. Im Studio beschäftigt sich Pink Floyd mit der 22 minütigen Nummer ‚The Return Of The Sun Of Nothing‘, das später auf der LP ‚Meddle‘ unter dem Titel ‚Echoes‘ erscheinen wird. Diese Komposition ist viel einfacher als ‚Atom Heart Mother‘ und kann ‚live‘ mühelos realisiert werden. Als das Album fertig ist, besucht die Gruppe Japan, Australien und Amerika. Als sie nach drei Monaten wieder in England landen, steht ihr Entschluss fest: „Wir werden unsere ausländischen Auftritte reduzieren. Denn wir sind alle vier sehr häuslich und das viele Herumreisen liegt uns nicht. Vielleicht sind wir auch schon zu alt dazu. Ein anderes Problem ist der Transport unserer Anlage. Sie nimmt einen unwahrscheinlich grossen Raum in Anspruch und kostet enorme Summen Geld. Denn sie wiegt mittlerweile 6 Tonnen.“

Zusammenarbeit mit Roland Petit -Pink Floyd at Pompeij

Inzwischen bat man die Gruppe, zusammen mit Roland Petit ein Ballett zu schreiben, das auf ‚Remembrance Of Things Past‘ von Marcel Pust basiert. Für die Hauptrolle will man Tänzer Rudolf Nureyve engagieren und für die Begleitung soll Pink Floyd ein 100 Mann starkes Orchester zur Verfügung bekommen. Die ganze Show wird etwa 10 Mal aufgeführt und von einer dieser Aufführungen macht Roman Polanski einen Film. Das ganze Projekt wird aber bis zum Herbst 1972 verschoben, weil der Tänzer Rudolf Nureyve vorher keine Zeit hat. Als das Ballett endlich in Premiere geht, ist von der ursprünglichen Form nicht mehr viel übrig geblieben. Darüber aber später mehr. Im Oktober 1971 bat man Pink Floyd wieder einmal, Filmmusik zu schreiben. Diesen Film hatte ‚More‘-Regisseur in Neu Guinea aufgenommen aber die Gruppe lehnte dankend ab. Drei Wochen später ist Pink Floyd selbst Mittelpunkt eines Films: ‚Pink Floyd At Pompeij‘. Der grösste Teil des Films wird in Paris aufgenommen. Obwohl der Streifen unwahrscheinlich gut geworden ist, erscheint er nicht in den öffentlichen Kinos sondern verschwindet in den Nachtvorstellungenen geschlossener Veranstaltungen. Im November kommt die LP ‚Meddle‘ auf den Markt und die Gruppe rüstet sich zu einer weiteren Amerika-Tournee.

Neues Material -Dark Side Of The Moon

Das Jahr 1972 wird mit einer England-Tournee eröffnet. Die erste, seit vielen Monaten. Vorher arbeitet die Gruppe aber emsig an neuem Material, denn sie zehrte bereits viel zu lange an Erfolgsnummern wie: ‚Careful With That Axe Eugene‘ und ‚Atom Heart Mother‘. Für die Proben mieten sie eine Woche lang das Rainbow und danach ziehen sie sich in das Mobile Studio der Rolling Stones zurück. Das neue Album heisst ‚Dark Side Of The Moon‘ und wird auf der Tournee begeistert empfangen. Es zeigt die Pink Floyd einmal ganz anders. In einem Interview erklärt Rick Wright, dass die letzten Kompositionen ‚Atom Heart Mother‘ und ‚Meddle‘ zwar neue Sachen waren, aber in einer unproduktiven Periode entstanden waren. Wright basiert seine Behauptung auf die Tatsache, dass beide Musikstücke miteinander übereinstimmen und eigentlich zu viel gemeinsam haben. Die Gruppe strebt danach, möglichst viel aus ihrer Anlage herauszuholen. Rick: ‚Unsere Musik kann sich immer noch verbessern. Bisher gebrauchten wir nur Tapes, um spezielle Effekte zu erreichen. Jetzt versuchen wir, auch live quadrofonische Effekte zu produzieren. Mit unserem System müsste das eigentlich möglich sein. Allerdings gibt es da noch ein Problem: Die Töne, die wir spielen, hört das Publikum erst eine Zehntelsekunde später als wir. Wir können natürlich Kopfhörer aufsetzen aber damit verliert unsere Bühnenshow den Effekt. Man kann das Publikum nicht mit einer Art Studiogeschehen konfrontieren. Das Schlimmste ist, dass wir fast keine Zeit haben, um alle Ideen, die wir haben, auszuarbeiten. Wir befinden uns in einem ewigen Kreislauf: Alben, Tourneen, Alben, Tourneen. Im Juli und August haben wir alle Termine abgesagt. Vielleicht gelingt es mir dann, mich auf die Ideen zu konzentrieren. Im Augenblick habe ich das Gefühl, als würde ich über die Erdkugel rasen ohne dass mir bewusst ist, wo ich bin, wer ich bin und wo ich hin will. Man lebt nur in Hotels, auf Flughäfen und in Flugzeugen. Er ist so ermüdend und nicht gut für das Gehirn …“ Im Juli 1972 wird bekanntgegeben, dass eine neue LP in Arbeit ist und unter dem Titel ‚Eclipse‘ erscheinen wird. Der ursprüngliche Titel ‚Dark Side Of The Moon‘ verfällt, weil die Formation Medicine Head‘ gerade ein Album mit dem gleichen Titel auf den Markt gebracht hat. Die neue LP lässt aber neun Monate auf sich warten und erscheint schliesslich doch als ‚Dark Side Of The Moon‘. Nach einem 2monatigen Urlaub wartet wieder eine Tournee durch Amerika und es wird an dem Ballett von Robert Petit gearbeitet. Als die Gruppe schliesslich nach Amerika geht, wiegt die Anlage bereits 12 Tonnen!

Endlich das langerwartete Ballett

Es ist inzwischen 1973 geworden und im Palais des Sports in Paris findet die offizielle Premiere von Robert Petit’s Ballett statt. (Die eigentliche Premiere hatte bereits im November ’72 in Marseille stattgefunden). Allerdings tanzt Rudolf Nureyve die Hauptrolle nicht, sondern Rudy Bryans vom Marseiller Ballett. Die Musik, die Choreograf Roland Petit für sein Ballett ausgesucht hat, besteht aus ‚Echoes‘, ‚Careful With That Axe Eugene‘ und ‚Obscured By Clouds/One Of These Days‘. Im Saal befindet sich ein gemischtes Publikum. Die eine Hälfte kommt für das Ballett, die andere Hälfte für Pink Floyd. Das Ballett ‚Allumez Les Etoiles‘ von Mayakowski, das vor der Pause auftritt, findet nur wenig Anerkennung. Aber das Programm nach der Pause wird in den höchsten Tönen von der Presse gelobt. Und das ist nicht zuletzt Pink Floyd’s musikalischem Beitrag zu verdanken.

Die zehnte Langspielplatte

Im März erscheint endlich ‚The Dark Side Of The Moon‘.

Das Album wird vielfach gelobt und man nennt es die beste Arbeit seit ‚Meddle‘. Auf dieser Platte beweist Pink Floyd, dass sie noch immer progressiv ist. Das Album ist unwahrscheinlich gut produziert und enthält viele positive Elemente. Walter’s sensationelle Stimme und Dave Gillmour’s einzigartiges Gitarrenspiel tragen zum Gelingen dieser Scneibe wesentlich bei. Und auch die Stimmen von Doris Troy, Leslie Duncan, Lisa Strike und Barry St. John sind fantastisch.

Wohltätigkeitsveranstaltung

Am 18. Mai 1973 gibt Pink Floyd ein Wohltätigkeitskonzert in dem Londoner Earls Court. Ihre LP ‚Dark Side Of The Moon‘ befindet sich auf dem zweiten Platz der englischen Hitparade und deshalb beschliesst die Gruppe, dieses Konzert zu geben. Der Erlös soll einem alten Freund aus Ufo-Tagen, ex-Soft-Machine Rober Wyatt zugute kommen, der nach einem Autounfall gezwungen ist, sein restliches Leben in einem Rollstuhl zu verbringen. Als das Konzert vorüber ist, erscheinen in den Zeitungen böse Berichte, weil die Gruppe angeblich nicht mehr live in England auftreten will. Man wirft ihr vor, sie hätte seit eineinhalb Jahren keine England-Tournee mehr gemacht. Kurz darauf erscheint in den gleichen Zeitungen ein Kommentar der Gruppe: „Es gibt heutzutage in England nur sehr wenige Hallen, in die unsere Anlage passt. Natürlich möchten wir gern eine England-Tournee machen aber im allgemeinen ist für unsere 12 Tonnen schwere Anlage kein Platz.“ Im Juni steht eine I4tägige Amerika-Tour auf dem Programm und danach arbeitet Pink Floyd an einer neuen LP. Im Herbst folgt eine kurze Deutschland-Tournee und dann hört man plötzlich nichts mehr von Pink Floyd …

1974 und die neue LP

Es ist inzwischen 1974 geworden und die stille Periode, die Ende ’73 begonnen hat, will auch in den ersten Monaten des neuen Jahres noch nicht verschwinden. Es scheint augesprochen schwierig, nach ‚The Dark Side Of The Moon‘ wieder etwas Besseres und Neueres zu bringen. Die Plattenfirma brachte dann auch als Ersatz für eine ausgebliebene neue Scheibe, das Doppelalbum ‚A Nice Pair‘ auf den Markt. Der erhoffte Effekt, den Käuferkreis zu halten, kann aber trotzdem nur eine ‚Notlösung‘ sein. Denn: Welcher eingefleischte Pink Floyd-Freak hat das ‚hübsche Paar‘ (Piper at the Gates of Dawn‘, ‚A Saucerful of Secrets‘) nicht schon seit Jahren im Haus. Erster Lichtblick: seit März häufen sich in der englischen Musikpresse die Meldungen, dass eine neue LP für den Sommer erwartet wird. Die Aufnahmen seien bereits im Kasten, und müssten nur noch ‚re-mixed‘ werden. Sobald dann der endgültige Titel feststeht, wird die bekannte ‚Hipgnosis‘ Mannschaft das Cover entwerfen. Wahrscheinlich wird die Veröffentlichung des Albums kurz bevorstehen, wenn diese Story erscheint. Man kann sicher sein, dass es sich bei dieser LP (wie bei allen vorangegangenen) um eine superperfekte Produktion handelt. Soweit bürgt der Name Pink Floyd‘ für Qualität. —

discographie

The Piper At The Gates Of Dawn

A Saucerful Of Secrets More

Umma Gumma (Doppel-LP)

The Best Of Pink Floyd

Atom Heart Mother

Rellcs

Obscured By Clouds

Meddle

The Dark Side Of The Moon

Milestones

Nice Pair (die ersten beiden LP’s als Doppel-Album)

The Body —- Roger Waters

Purple Simon Moves The Pink Hamm —- Eine LP, auf der Pink-Floyd-Nummern wie ‚Arnold Layne‘ und „Point Me At The Sky‘ zu hören sind, (die letzte Komposition ist auf keiner anderen Platte zu finden)