Mykki Blanco
Mykki
!K7/Indigo
Die Gebieterin des queeren New Yorker HipHop-Underground, ein schwuler Transvestit, eine machtvolle Gender-Performance für die Clubs.
So oft wurde Mykki Blancos Soloalbum immer noch mal vertagt und noch mal. In Interviews erfuhr man, dass es erst zur Abgabe bereit wäre, wenn wirklich alles exakt der künstlerischen Vision entspräche. Insofern darf man sich glücklich schätzen, dass dieser ambitionierte (lies: utopische) Zustand nun erreicht worden ist (lies: sein soll). So wirkt MYKKI dann auch überschäumend, fast schon zugeparkt, überlastet. Kein Wunder, wenn wirklich der Plan gewesen ist, alle Facetten der aufgeladenen Figur Mykki Blanco abzubilden.
13 Stücke sind es geworden, inklusive zweier seltsamer „Interludes“, die wirken wie wirre Soundscapes, die man nicht mehr ganz nüchtern um fünf Uhr morgens auf der Festplatte findet – und kurz für dermaßen genial hält, dass sie „unbedingt mit aufs Album müssen“. Es ist nicht leicht, in dieses fahrig anmutende Opus magnum vorzudringen, doch mit jedem Wiederhören öffnet sich der Zuweg, man dringt in eine einzigartige Welt vor, aus Überforderung wird Erkennen.
Dass es sich hierbei um theatralischen HipHop auf dem übernächsten Level handelt, davon überzeugt das Video von „High School Never Ends“, zu dem Produzent Woodkid ein Featuring beisteuert. Der Clip macht aus dem unheilvollen Song eine non-linear erzählte Version von „Romeo und Julia“: Skins in love, Gewalt, deutsche Sprache, gay kisses (und fucking) – wie beim ganzen Album entlädt sich hier die Kreativität Blancos in einem Krieg der Zeichen. Es ist ein einziges Fanal gegen die kleinbürgerlich gefühlige Post-Hipster-Langeweile und gegen Gewissheiten, ein beängstigendes, teilweise destruktives Stück Selbsterfahrung. Hier kann und will man sich länger aufhalten.