Owen

The King of Whys

Wichita/[PIAS] Coop/Rough Trade

Wunderbare Chamber-Emo-Songs, produziert in Justin Vernons Wunderstube.

Als um die Jahrtausendwende die Emo-Welle abging, galten die Brüder Kinsella als Störenfriede. Gefühle wollten sie ja alle zeigen, die Bands von damals. Aber wenn Tim und Mike Kinsella abdrehten und ihre Bands Cap’n Jazz, Owls oder Joan Of Arc in psychologische Gefilde führten, die der Standard-Emo nur aus seinen Lieblingsromanen kannte, wurde es den meisten zu viel. Das war ja das Perfide am Emo-Core: Extrem gefühlig sollte die Musik sein, wirklich geliebt wurden aber nur die niedlichen Emotionen. Still ist es um die Kinsellas nie geworden, vor allem Owen, das Projekt von Mike Kinsella, veröffentlichte regelmäßig ausgezeichnete Platten. Längst ist das Abseitige dem Wohlklang gewichen, wer genau hinhört, erkennt aber noch die Abgründe.

Für die Aufnahmen zu THE KING OF WHYS zog es Kinsella im Winter in die Studios von Eau Claire, Hoheitsgebiet von Justin Vernon. Der Bon-Iver-Chef produzierte zwar nicht selbst, vermittelte aber seinen Intimus S. Carey, der als Produzent anscheinend keinen Grund sieht, sich vom Chef abzusetzen. Wer Bon Iver mag, darf sich auf eine warm und ideenreich arrangierte Kammer-Pop-Platte freuen. Dass das allein nicht reicht, zeigen einige der Totalausfälle der letzten Monate: Alben, die einem mit ihrem selbstherrlichen Wolkenkuckucksheimsound tierisch auf die Nerven fallen. Auftritt Mike Kinsella: Der Mann ist ein exzellenter Liedschreiber, seine Stimme braucht keinen Hall, seine Geschichten treffen ins Herz, die Melodien berühren die Seele. Wer ganz genau hinhört, entdeckt tatsächlich noch Core-Strukturen, allerdings supersanft gespielt. Vor allem aber ist THE KING OF WHYS eine bezaubernde und extrem liebevoll in Szene gesetzte Songwriter-Platte.