The Felice Brothers
Life In The Dark
Yep Roc/H’Art
Größtenteils grandioser, manchmal etwas krachlederner Americana-Folk der Genrepioniere.
Die Felice Brothers sind schon so lange dabei, dass man ab und an vergisst: Diese Familientruppe ist der wahre Folk-Scheiß. Der Weg der Bande begann 2006, damals studierte Marcus Mumford noch Altertumswissenschaften in Edinburgh. Album für Album erzählen uns die Felice Brothers seitdem von den zwei Amerikas: Dem einem, von dem sie gehört haben. Und dem anderen, das sie erleben müssen.
Der Klang der Band wandelte sich, 2011 gelang ihnen mit CELEBRATION, FLORIDA sogar eine postmoderne Folkrock-Platte – nicht immer zwingend und zugänglich, aber faszinierend. LIFE IN THE DARK klingt nun wieder deutlich traditioneller: Fiddle, stampfendes Schlagzeug, Männerchöre – man hat diesen Holzbodenfolk mittlerweile sehr häufig gehört. Zu häufig vielleicht. Der Unterschied zu Truppen wie den Lumineers ist, dass die Felice Brothers das Chaos des Folk nicht glattbügeln, nur weil ein Major-Label oder ein Autokonzern das eventuell goutieren würde.
Die Band torkelt durch ihre Songs, nicht umsonst nennen Ian und James Felice die Pogues-Stimme Shane MacGowan als wichtigen Einfluss. „Dancing On The Wing“ klingt zwar verdächtig nach Scheunenparty, nach „Dans up de deel“, wie man im Norddeutschen sagt. Dafür ist das finale Adé-Wohlstand-Drama „Sell The House“ eine sehr anrührende Erzählung über das Ende aller amerikanischen Träume.
In „Jack At The Asylum“ singt der weggesperrte Held zum Walzerrhythmus aus der Idiotenzelle – der Refrain ist ein einziges, sehnsüchtiges „America“. Eine seufzende Erinnerung an das Land, das mal von sich behauptete, den Möglichkeiten keine Grenzen zu geben. Mal sehen, was die Felice Brothers aus dem Hut zaubern, wenn Trump es tatsächlich schaffen sollte.