Charles Bradley
Changes
Daptone Records/Groove Attack
Der Retro-Soul-Großmeister Charles Bradley covert jetzt auch mal Black Sabbath – bleibt ansonsten aber seiner Linie treu.
Das Schöne an Coverversionen ist ja der Überraschungseffekt, die Reibung. Da veredelte zuletzt ein Jochen Distelmeyer den Plastik-Pop einer Britney Spears auf der Akustik-Klampfe („Toxic“), während ein Folker wie Fleet Fox Robin Pecknold mit einer zerschossenen Avantgarde-Version eines alten R’n’B-Schunklers der Five Keys („Out Of Sight, Out Of Mind“) wieder aus der Versenkung auftauchte. Charles Bradley, Spätzünder mit bewegter Vita, Speerspitze der Soul-Retromania, Screaming Eagle Of Soul, geht sogar noch ein Stück weiter.
Er interpretiert auf CHANGES nicht nur Black Sabbath, er benennt gleich sein ganzes drittes Album nach einem Sabbath-Song. Und dennoch, werte Soul-Aficionados: Alles ist gut, der Mann ist ganz bei sich. Mit „Changes“, einer Ballade, die sich ursprünglich auf Black Sabbaths VOL. 4 (1972) findet, bereits 1993 und 2003 von Ozzy Osbourne höchstselbst neu aufgenommen wurde, nimmt Bradley Abschied von seiner 2014 verstorbenen Mutter und besingt die Veränderungen, die sein Leben dadurch genommen hat. Natürlich zu satten, wogenden Bläsersätzen, natürlich mit tonnenweise Schmerz in der Stimme, und natürlich auch mit diesen zerklüfteten James-Brown-Gedenkschreien. Bestes Daptone-Records-Handwerk also, eher wenig überraschend, und doch sehr hörenswert. Etwa wenn Bradley in funkig-federndem Uptempo nach vorne prescht („Ain’t It A Sin“), in gut gelaunter Doo-Wop-Manier Liebesdinge verhandelt („Things We Do For Love“), oder wunderbar gravitätisch einen „Change For The World“ einfordert.