Guerilla Toss

Eraser Stargazer

DFA/[PIAS] Coop/Rough Trade

Aus der Zeit gefallener Dance-Punk, mit dem man sich keinen Gefallen tut.

So verfrüht die Rückkehr von LCD Soundsystem wirkt – gerade mal zwei Jahre sind vergangen seit dem Live-Album The Long Goodbye: LCD Soundsystem Live at Madison Square Garden –, so hätte sich auch das Comeback von Dance-Punk noch etwas Zeit lassen können.

Auf James Murphys Label DFA debütiert dieser Tage ein von Boston nach New York City gezogenes Quintett namens Guerilla Toss, das bereits auf diverse Veröffentlichungen zurückblicken kann, zuletzt auf das 2013er-Album GAY DISCO, das auf dem Mini-Label NNA Tapes erschien. Die Produktion von ERASER STARGAZER fiel – trotz allen omnipräsenten Tumults – deutlich mehr in Form gebracht aus; die fast quälende Demo-Haftigkeit der bisherigen Aufnahmen ist gottlob dahin.

Der Bass, der sich meist hinter der zu oft gniedelnden Gitarre und dem stets verzerrten Gesang verstecken musste, darf sich nun breiter aufstellen. Das sorgt nicht nur für Struktur im Chaos, sondern auch für erhöhte Tanzbarkeit. Dennoch bleibt das Album eine hektische bis nervige Angelegenheit, allein schon, weil Sängerin Kassie Carlson in der Regel nicht singt, sondern ihre Texte wie Gedichte vorliest. Böse gesagt: Stellen Sie sich eine Dance-Punk-Version von LULU vor. Wohlmeinend gesagt: Tun Sie das nicht. ERASER STARGAZER wirkt anachronistisch.

Die Zeiten haben sich gewandelt. Nicht umsonst haben sich artverwandte Kollegen wie die Yeah Yeah Yeahs längst dem Pop zugewandt. Bei aller Aufgekratztheit hören sich Guerilla Toss dann doch ziemlich altbacken an. Live mag das funktionieren, wenn man erwartungslos in einen New Yorker Hinterhofclub stolpernd auf ein Konzert der Band gerät und man jemand Edles findet, der die immer horrende Getränkerechnung übernimmt. Auf Platte strengt das schnell an.