THE 1975
I Like It When You Sleep, For You Are So Beautiful Yet So Unaware Of It
Polydor/Universal
Schamloser 80s-Pop, der selbst das Schlimmste selbstbewusst vor sich her trägt.
Klar, dass The 1975 da weiter machen, wo sie ihr kleiner Singlehit „Chocolate“ hingeführt hatte: Weiße Burschen spielen funky Gitarrenrock. Ja, das kann wehtun. Und es verwirrt. Zum Beispiel die Leute beim „NME“, die The 1975 im Jahr 2014 zur schlechtesten Band wählten, die Truppe für das anstehende Jahr dagegen in die Shortlist der besten Bands hievten. Ja, was denn nun?
Sagen wir so, wer INXS für eine gute Band hält und Duran Duran erst mit der NOTORIOUS-LP richtig schätzen gelernt hat, dürfte am zweiten Album von The 1975 seine Freude haben. Brandon Flowers ist so ein Typ, er wird auf die Ballade „A Change Of Heart“ neidisch sein, auf denen wir auch die 80s-Samthandschuh-Snare hören, für die einige in ihren Ohren eigens eine No-go-Area eingerichtet haben.
„She’s American“ setzt dann noch einen drauf: Level 42 und Johnny Hates Jazz fallen einem ein. Wer es an dieser Stelle überhaupt noch wissen will: Die Songs sind schon okay, The 1975 setzen nicht nur auf Schockeffekte aus der „Formel Eins“-Gruselkammer, sondern wissen, wann ein Refrain den Namen verdient. Doch, herrje, 17 Songs ist diese Platte lang. So überzogen lang wie auch der Titel, den zu wiederholen es nicht lohnt. Wenn einem The 1975 in den nächsten Wochen im Radio begegnen, sollte man sich freuen: Es hätten auch Maroon 5 sein können.