Nach „Mad Men“ und Co.: Ein Blick in die Zukunft des Serien-Streamings


Nach 92 Folgen ist jetzt eine der Serien zu Ende gegangen, die maßgeblich für die jüngste große Renaissance der Fernsehserien verantwortlich war: „Mad Men“ hat uns die Vergangenheit erklärt – aber wie sieht nun unsere Netflix-Zukunft aus?

Vor ein paar Monaten bekam Bret Easton Ellis vom Magazin der „New York Times“ den Auftrag, Quentin Tarantino zu interviewen. Die zwei blickten von dessen Villa in den Hollywood Hills herab auf das Funkeln der Stadt und unterhielten sich über den Unterschied zwischen Serien und Kinofilmen. Fernsehen, waren sich beide schnell einig, sei ein Autoren-Medium, ständig müssten narrative Pflöcke eingeschlagen und kleine Hinweise gesetzt werden, um den Zuschauer bei Laune zu halten. Filme hingegen lebten eindeutig von der Regie, die für Stimmungen und Atmosphäre verantwortlich sei.

In den vergangenen Jahren gab es eine Handvoll Ausnahmen, denen beides gelang, das Erzählerische und das Stimmungshafte. Was in den 60ern die Romane von Philip Roth und John Updike und in den 70ern die Filme von Robert Altman und Martin Scorsese waren, liefern seit Ende der Nullerjahre TV-Serien: The Great American Drama.

„The Sopranos“, „The Wire“, „Breaking Bad“, und „Mad Men“ hielten den Zuschauern einen Spiegel vor, der allerlei komplexe Gefühle und gebrochene Charaktere zurückwarf, aus denen sich – selbst bei historischen oder fiktionalen Stoffen – ein Sittenbild der heutigen Gesellschaft abzeichnete. Mit „Mad Men“ ist im Mai die letzte dieser großen vier Serien zu Ende gegangen, die maßgeblich für die jüngste Serien-Renaissance verantwortlich war. Ein passender Moment, um Bilanz zu ziehen – wo steht das Fernsehen heute? Und ist das sogenannte goldene Serienzeitalter schon wieder vorbei?

https://www.youtube.com/watch?v=mCH44HY2gd0

„Mad Men“ ragte von Anfang heraus, weil die Serie so untypisch war: In Ausstattung angelegt und in Details bedacht wie ein Kinofilm, horizontal erzählt in einem gemächlichen Tempo mit schattenhaften Protagonisten, deren Züge über mehrere Folgen, manchmal Staffeln hinweg erst erkennbar wurden. Die 60s-Ästhetik der New Yorker Werbeagentur Sterling Cooper und der coole Habitus ihres Anti-Helden, der Whiskeyglas schwenkende, kettenrauchende Don Draper, beeinflusste Modelinien und schob die Nachfrage nach vintage Möbeln an – ein Phänomen, das keiner anderen Serie gelang.

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