Vert

The Days Within

Shitkatapult/Indigo VÖ: 6. November 2015

Ein Geniestreich aus dem Geisterhaus des Pop: Adam Butler führt Melodie und Geräusch im melancholischen Song-Gewebe wie selbstverständlich zusammen.

Was sind schon neun, zehn, elf Jahre im Pop? New Order und die Libertines steigen frisch gestärkt aus der Mega-Pause, Adam Butler macht gleich das Album seines Lebens. Der in London aufgewachsene Musiker und Wahlberliner darf die große Zeitspanne zwischen seinem neuen und dem bislang letzten Album SOME BEANS & AN OCTOPUS auch als einen großen Glücksfall betrachten.

Neun Jahre, eine Kompositionsblockade und einen stückweise veröffentlichten Roman später geht Butler mit einem Sack neuer Erfahrungen auf die Suche nach dem goldenen Mittelweg zwischen Pop (Song, Melodie, Hookline) und Sound (Textur, Gewebe, Geräusch). Dass er das Spiel mit den beiden Elementen in stets schillernde Farben zu bringen weiß, bewies er schon auf dem Vorgänger; THE DAYS WITHIN fängt jetzt noch einmal von vorne an.

Es zischt und fiepst und kratzt auf vielen dieser gerne kippelnden Songs, im selben Moment fährt Butlers von Patina belegte Stimme mit Grandezza durch Melodiesequenzen, die Sekunden später zu verschwinden scheinen. Und was für ein Gesang das ist: Butler gibt einen wunderbar verwischten Crooner, er findet mit den wimmelnden Texturen wie in einem Fiebertraum zusammen. Es liegt ein Glamour über dieser Musik, der entfernte Erinnerungen an ein paar Kalenderblätter mit Sternstunden des Pop wachruft: Bowie vor der Berlin-Phase, Belle & Sebastian, Momus – und in „Trust In Me“ steigt Liza Minnelli aus dem „Cabaret“.

Butler bannt all die Referenzen in einem Geisterhaus der Sounds, das zwar auf elektronischen Pfeilern steht, aber in jedem Zimmer einen „Pop-Hit“ zu Gehör bringt, der auch in der akustischen Version becircen könnte. Es braucht nur zwei Hördurchläufe, um eins zu wissen: Dieses Album lässt dieses Jahr nicht mehr los.