Cheatas
Mythologies
Wichita/[PIAS] Coop/RTD VÖ: 30 Oktober 2015
Die Wahllondoner zerren am Nu-gaze-Korsett. Mit gemischten Ergebnissen.
Beim Verfassen der Rezensionen zum Debütalbum der Londoner Band Cheatahs (2014) machte es Musikjournalisten großen Spaß, möglichst tief in ihrer eigenen Plattensammlung zu stöbern, um den optimal-obskuren Vergleich zu ziehen. Klingen Cheatahs wie die Swirlies? Wie die Drop Nineteens? Oder doch eher wie die Kitchens Of Distinction? All diese Verweise sollten eigentlich bloß sagen: Cheatahs machen so eine Art Shoegaze.
Das gilt, mit Abstrichen, auch für MYTHOLOGIES. Gut bei anderen Bands hinzuhören, ist mittlerweile, gerade bei Gitarren-affinen Bands, die halbe Miete, und Cheatahs (ein Engländer, ein Kanadier, ein Amerikaner und ein Deutscher) tun dies immer noch sehr genau. „Channel View“ zum Beispiel hat eine hübsche Teenage-Fanclub-Melodie in der Strophe und „Mysteci“ klingt wie eine frühe Ride-B-Seite. Interessanter wird es, wenn Cheatahs sich aus dem Shoegaze-Sandkasten wagen. Die Jungs kennen sich mit Studioequipment aus und sind große Fans von Ambient-Größen wie Tim Hecker und Oneohtrix Point Never. Leider hört man das nur selten. Das sägende und fräsende Space-Noise-Rock-Stück „Colorado“ und das atmosphärische Fast-Instrumental „Su-Pra“ deuten an, in welche Richtung dieses Album hätte gehen können.
Stattdessen gibt es ein paar zu viele Nu-gaze-Filler („Hey, Sen“), Anspielungen auf den österreichischen Schriftsteller Stefan Zweig und die japanische Roman-Pionierin Murasaki Shikibu, und einen durch düstere Synthies und trauervollen Kanon-Gesang angereicherten Schlusspunkt („Reverie Bravo“). Die bisherige Entwicklung dieser Band lässt hoffen: Da kommt noch mehr.