The Icarus Line
All Things Under Heaven
Agitated/Cargo VÖ: 2. Oktober 2015
Die Leistungssportler des Postpunk legen auch Verschnaufpausen ein.
Verzweifeltes Gekreische, das sich in Horrorfilm-Gejohle verwandelt. Monoton prügelnde, übersteuerte Gitarren. Eine hysterisch jammernde Orgel, die sich um den Lärm legt wie ein kratziger Mantel. Noch mehr Gebrülle. Es ist nicht einfach, festzustellen, ob The Icarus Line, wie sie behaupten, mit ALL THINGS UNDER HEAVEN tatsächlich ihr lautestes, extremstes Werk gelungen ist. Schließlich war das Quartett aus L. A. noch nie leise – außer in den seltenen, strategisch eingestreuten Verschnaufpausen, nach denen es umso heftiger abgeht.
Würde Musik funktionieren wie Leistungssport, dann hätten The Icarus Line einen Platz im Rock’n’Roll-Pantheon sicher. So fragt man sich bisweilen, ob die emotionale Extrementäußerung, die Joe Cardamone auf Kosten seiner Stimmbänder zu immer neuen Höhen treibt, nicht längst ausgereizt ist. Die schönsten Stücke auf diesem siebten Album sind denn auch die vergleichsweise ruhigen, wie das stimmungsvolle, sich langsam in Ekstase steigernde „El Sereno“.