Paulas Popwoche: Das Sommerflairchen
Paula Irmschler feiert „Die Zweiflers“, K.I.Z, tems die neue splash!-Dok und fragt sich, was es mit dem neuen Ariana-Grande-Video auf sich hat.
AC/DC-Fans, Fußballfreaks und Justin Timberlake – es ist mal wieder Saison der besoffenen Trottelmänner, überall baldowern sie durch die Gegend. ABER man kann sich seine eigenen Oasen schaffen (oder hier und da auch mal einen mitsüppeln). Man kann zu Hause bleiben, man kann die Glotze anschmeißen oder die Kopfhörer aufsetzen. Zum Beispiel mit diesen TIPPS.
Serie der Woche: „Die Zweiflers“
Ich habe schon wieder Empfehlungen aus der guten, alten ARD-Mediathek im Gepäck. „Die Zweiflers“ ist eine der besten Serien, die ich je gesehen habe, bisher hat auch jede andere Person, die die Serie gesehen hat, das bestätigt, also wird was dran sein. In der sechsteiligen Miniserie geht es um eine jüdische Familie in Frankfurt, um verschiedene Generationen, Verständnisschwierigkeiten unter ihnen, Widersprüche, Traumata. Und dann geht es noch um das Delikatessengeschäft der Familie, das weitergegeben werden soll, was der Familiendynamik eine leichte Prise von „Succession“ verpasst, während so manche Küchenszene an „The Bear“ erinnert.
Die Serie ist komisch, traurig, überraschend, heftig und verrückt. Einige Handlungsstränge kommen zu kurz, werden nur angerissen, weshalb wir mal hoffen wollen, dass es eine Fortsetzung gibt. Vergesst alles, was auf eurer To-Watch-Liste steht und binget sie euch sofort in die Glubschen rein.
Zusatz: „Player of Ibiza“
Weil ich’s schon seit Wochen hier mal nennen wollte, sei hier noch schnell eine Empfehlung für die Serie „Player of Ibiza“ (NDR) ausgesprochen. Die Satire auf Datingshows und das Dahinter, inklusive der Thematisierung von Albernheiten so manch kapitalistischer Diversifizierungsstrategien und identitätspolitischer Debatten, hätte cringe werden können, ist aber schlau und mutig und wirklich lustig. Die Story ist einfach erzählt: Es soll eine feministische Version einer Datingsendung gedreht werden, die teilnehmenden Jungs wissen das aber am Anfang nicht und dann geht der Spaß halt los.
Doku der Woche: „Größer als Hip Hop – Die Geschichte des splash!-Festivals“
Der Musikdokuspaß geht weiter! Und wieder wurden wir mit einer sehr guten beschert. Wir sind wieder bei den Öffentlich-Rechtlichen (werde ich von denen bezahlt??), diesmal beim MDR. „Größer als Hip Hop – Die Geschichte des splash!-Festivals“ interessiert mich weniger als HipHop-Fan, der ich eh nur so bisschen bin, sondern viel mehr als Festival-Fan und Ostdeutschland-Interessierte. Als kleines Ding in Chemnitz gestartet, nahm das splash! ein paar Stationen und Rückschläge hin, bis es so groß wurde wie es nun eben ist und eine international etablierte Nummer im HipHop und allem Drumherum.
Dabei ist die Doku natürlich besonders da interessant, wo es um Fragen von Ausverkauf, Authentizität und Grenzen des Genres geht – und natürlich auch um Geschlechter- und andere politische Fragen. Schade ist nur, dass Marteria so viel Raum bekommt, just saying.
Album der Woche: DOPAMINE von Normani bzw. BORN IN THE WILD von Tems
Es war mein persönliches CHINESE DEMOCRACY – ein Album, von dem man annehmen musste, dass es vielleicht nie kommt, so oft wurde es verschoben und man als Fan vertröstet. DOPAMINE von Normani ist endlich da, und wie es so ist, wenn man zu lang auf etwas oder jemanden gewartet hat, soooo viel bedeutet es einem dann leider gar nicht mehr, wenn es dann schließlich kommt. Nach ihrem unglaublichen Hit „Motivation“ vor fucking fünf Jahren, dachte man: Jetzt geht’s aber los, …
… aber immer wieder wurde man abgespeist. Ein paar Features hier, ein paar Andeutungen da, aber KEIN ALBUM. Jetzt ist es da und ich muss erstmal warm werden damit …
Ich habe mich unterdessen aber eh neu verliebt. Meine neue Anwärterin für eines der geilsten Alben 2024 ist Tems, die endlich auch ihr Debütalbum BORN IN THE WILD veröffentlicht hat – eine Platte, die sofort klickt, von vorn bis hinten. Sie hat es selbst zum größten Teil produziert und schafft einen ganz eigenen Tems-Sound, irgendwo zwischen und über Afropop, Dancehall und R’n’B.. BORN IN THE WILD ist einfach schön – melancholisch und romantisch und natürlich auch tanzbar. Hach!
Lied der Woche: „Sensibel“ von K.I.Z
Ich bin nicht stolz drauf, aber auch ich habe eine intensive K.I.Z-Vergangenheit und will hier gar nicht in die Pro/Kontra-Diskussion gehen (das lieber privat, Kneipe). Bestimmt zehn Jahre lang habe ich nur via Side-eye beobachtet, was sie so machen (weil ich andere Probleme hatte!) und war umso überraschter, als ich feststellen musste, dass ich einfach jeden einzelnen neuen Song, den sie von ihrem neuen Album GÖRLITZER PARK veröffentlichen, richtig gut finde. Bisher war mein Favorit „Applaus“, aber dann kam „Sensibel“ raus, der natürlich nochmal tiefer hittet. Es ist nichts weniger als eine Bestandsaufnahme vom deutschen Rassismus 2024, die Tarek hier geliefert hat.
Video der Woche: „The Boy Is Mine“ von Ariana Grande
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten? Ariana Grandes aktuelle Single „The Boy Is Mine“ hat ein – zumindest für mich – verwirrendes Video. Deswegen sei es hier so prominent ausgestellt:
Also, wir sehen Brandy und Monica im Fernsehen, die ja vor 25 Jahren die Welt mit einem Lied veränderten, das „The Boy Is Mine“ hieß. Dann haben wir Penn Badgley, den wir schon als Weirdo aus „Gossip Girl“ und dann als komplett wahnsinnigen Stalker aus der Serie „You“ kennen. Der ist Bürgermeister, der sich dem Rattenproblem in der Stadt (New York? Gotham City?) annehmen und zu diesem Zweck Katzen aussetzen will. Währenddessen hat Ariana eine pinke Flüssigkeit, einen Liebestrank für ebenjenen Bürgermeister, die dann von einer Katze runtergestoßen wird… WARUM? Dann ist Ariana plötzlich Catwoman und stalkt halt diesen Bürgermeister … Der wäscht sein Gesicht in Eiswürfeln, as you do. Dann liegt Ariana als Catwoman bei ihm auf dem Bett, es gibt, warum auch immer, einen kurzen Kampf, sie will ihm den Liebestrank geben, aber dann zieht er ihr die Maske ab und wirft den Trank weg, wahrscheinlich weil er sie jetzt eh einfach so liebt … Und so kommen sie einfach zusammen und leben mit ‘nem Haufen Katzen in ihrer Wohnung. Hä?
Ich will jetzt gar nicht das „problematische Liebesgeschichte“-Fass aufmachen, weil dazu ist es einfach zu quatschig, aber WTF, wer hat sich das ausgedacht und wer hat das durchgewunken? Bitte schreibt mir, wenn ihr spannende Interpretationen habt, wir können auch ein Plenum machen!
Sommerhit der Woche: „Don’t Change“ von Los Bitchos
Der Sommer ist noch nicht so richtig losgegangen, also manifestieren wir ihn uns. Unter anderem mit „Don’t Change“ von Los Bitchos. Die kannte ich bis vor Kurzem noch gar nicht, obwohl sie bald schon ihr zweites Album rausbringen. Jedenfalls gucke ich das Video und muss dringend surfen gehen! Also im Internet – und noch mehr von Los Bitchos hören. Tschü, bis bald!
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