Gossip
REAL POWER
Sony (VÖ: 22.3.)
Die Nullerjahre schlagen zurück: Beth Ditto & Co. lassen die Indie-Disko wieder aufleben.
Im Blick zurück wird ja oft vieles klarer: Der Ex war eigentlich eine flatternde Red Flag, die letzte Flasche Wein definitiv zu viel und die eigentlich Ära-definierenden Künstler:innen der Hochzeit des Indiesleaze waren nicht etwa Klaxons oder Hot Hot Heat, sondern: Gossip. Beth Ditto war eine frühes Vorbild des Body-Positivity-Moments in der Mode, und gemeinsam lieferte das Bandtrio diesen unvergleichlichen Sound für die Indie-Disko, der genau das war: 50% Indie-Rock, 50% Disko, 100% Punk und queer Joy.
AmazonWobei das mit dem „Indie“ in Indiesleaze ziemlich oft auch eher eine Erzählung war als Realität: ihr Durchbruchsalbum STANDING IN THE WAY OF CONTROL erschien noch beim Riot-Grrl-Hauslabel Kill Rock Stars, der Nachfolger MUSIC FOR MEN schon beim Sony-Sublabel Columbia, produziert vom legendären Producer to the Stars, Rick Rubin.
Bei allen seinen Höhepunkten fließt das Album angenehm durch seine Hörerschaft durch
Und genau hier setzt die Erzählung zum diesem neuen, sechsten Album an. Denn elf Jahre nach ihrer letzten Veröffentlichung und dem Ende der Band arbeitete das Trio wieder mit Rick Rubin zusammen. Geboren wurde die Idee, es doch wieder einmal miteinander zu versuchen, aus einer Tour zum 10-jährigen Jubiläum von MUSIC FOR MEN. Das Ergebnis sind elf Songs, die die Stärken der Band – Beth Dittos immenses Charisma in Stimme und politischem Songwriting, dieser unfassbar tanzbare Mix aus Punkattitüde, Diskosounds und tighten Soundwelten – in den Vordergrund stellen, gepaart mit wirklich großartigen, quietschbunten Musikvideos voller Witz.
Und Songs wie „Real Power“ und Opener „Act Of God“ evozieren die Lebensfreude, die die Band vor fast zwanzig Jahren zu internationalen Superstars machte. Aber auch und gerade in den stilleren Balladen wie „Edge Of The Sun“ und „Peace And Quiet“ strahlt Dittos Stimme. Aber bleibt vom Album irgendetwas im Gedächtnis? Bei allen seinen Höhepunkten fließt es angenehm durch seine Hörerschaft durch. Macht das nun einen Klassiker aus oder das Gegenteil? You tell me.
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