Künstliche Intelligenz erzeugt Fake-Duett von The Weeknd und Drake
Eine KI-generierte Maschine namens Ghostwriter elektrisiert Fans mit dem Track „Heart On My Sleeve“ und versetzt Musikindustrie in helle Aufregung
Es war nur eine Frage der Zeit. Angesichts der turbulenten Entwicklung von K.I.-Robots, hier zulande auch „Künstliche Intelligenz“ genannt, musste es früher oder später zu einem ersten K.I.-Hit kommen. Diesen gibt es nun bereits!
Laut diversen US-Branchenmedien ist seit diesem Wochenende ein Track namens „Heart On My Sleeve“ auf diversen Plattformen zu hören, der so tut, als sei „er“ ein Duett der Superstars Drake und The Weeknd. Ein Mash-Up aus Stimm- und Musik-Fetzen, der einen locker fließenden Song ergibt.
Eine elektrisierende Mega-(Fake-)Zusammenarbeit, gerade vor dem Hintergrund, dass aktuell kontemporäre Erfolgs-Duos DAS Hit-Thema der internationalen Musikszene sind. In diesem Fall steckt ein so genanntes „Soundalike-Programm“ mit dem kongenialen Namen „Ghostwriter“ dahinter.
Wie „Variety“ und andere Medien deutlich angefasst vermeldeten, ist der Song im Laufe des Montags von diversen Streaming-Diensten verschwunden.
Unser Test ergab allerdings, dass „Heart On My Sleeve“ in Deutschland über Youtube weiterhin zu hören ist (Stand: Dienstag, 18. April, 10 Uhr MEZ). Die betroffene Majorfirma Universal Music hat sich in den USA bislang nicht offiziell dazu geäußert, wie sie es in solchen Fällen mit so genannten „DSP- oder Takedown-Abmahnungen“ halten wird. Diese fordern digitale Stream-Anbieter dazu auf, „illegale Musik“ oder auch Urheberrechte-Verletzungen umgehend zu entfernen.
Zum Hintergrund: „Heart On My Sleeve“ ist ursprünglich ein 1976er-Stück des Songwriter-Teams Gallagher & Lyle, die diesen auch auf ihrem Album „Breakaway“ veröffentlichten. Der Song erreichte die Top Ten in Großbritannien und war im selben Jahr ein US- und UK-Coverversion-Erfolg auch für Bryan Ferry auf seinem Album „Let’s Stick Together“. Also ein bereits in der Analog-Ära erprobter Hit-Stoff.
Im Laufe des Montags (17. April) konnte die K.I.-Version von „Heart On My Sleeve“ in den USA bereits so viele Aufrufe verzeichnen, dass diese locker in den Zählbereich der offiziellen „Billboard“-Wochen-Charts gekommen wäre, die am kommenden Montag (24. April) rausgestellt wird.
Im Tagesverlauf begannen DSP-Systeme in den USA, den Titel zu löschen, vermutlich auf Druck der Universal Music Group, wie die US-Branchenpresse mutmaßt. Zunächst ist der besagte Track bei den Streaming-Diensten Tidal und Apple Music verschwunden. Dieser wurde dann auch im Suchsystem beim internationalen Stream-Platzhirsch Spotify „unsichtbar“.
Am Montagnachmittag (17. April) an der US-Westküste (= Central Pacific Time) läuft „Heart of My Sleeve“ allerdings weiterhin auf dem Videokanal youtube.
Es ist zu diesem Zeitpunkt kaum absehbar, wie Labels und Rechteinhaber künftig mit solchen Fakes, die beim (schnellen) Hören nicht als solche zu identifizieren sind, umgehen werden. Nur soviel scheint bereits festzustehen: Mit der Ghostwriter-Version von „Heart Of My Sleeve“ ist die Büchse der Pandora in Hit-Qualität geöffnet.
Und die Geschichte der Unterhaltungsindustrie hat gezeigt, dass der illegale Bereich (siehe Napster und Co.) kaum zu besiegen ist. Dieser wirkt halt massiv „disruptiv“ – und zwingt Künstler und Künstlerinnen sowie deren Vermarkter dazu, sich so schnell wie möglich auf diese Entwicklung einzustellen.