PR in Zeiten von Künstlicher Intelligenz: David Guetta reproduziert Eminems Stimme
David Guetta hat sich einen AI-Spaß erlaubt und eine Debatte über die Implikationen der sich rasant entwickelnden Künstlichen-Intelligenz-Programme angestoßen.
Am 3. Februar hat der französische DJ David Guetta ein Video über Twitter veröffentlicht, das ihn hinter dem DJ-Pult auf einem seiner Konzerte zeigt. Aus den Boxen tönt die Stimme Eminems. „This is the future Rave Sound. I’m getting awesome and underground.“ Die Zeile wiederholt sich einmal und der Drop setzt ein. Nach einem Schnitt zeigt das Video den 55-Jährigen auf einer Couch und er sagt, während im Hintergrund wieder Eminems Stimme zu hören ist, „Eminem Bro“. Aber es ist nicht Eminem, der da zu hören ist. Der Franzose erklärt weiter, er habe die Stimme durch ein Ai-Programm rekreieren lassen. Auch der Text ist so entstanden. Am 8. Februar wurde das Video, mit anderen Schnitten, auch über YouTube veröffentlicht.
KI-produzierter Content
Seinen Post betitelte der DJ mit „Let me introduce you to… Emin-AI-Em“. Außerdem hat er angekündigt, die Produktion nicht zu kommerzialisieren. Oberflächlich handelt es sich also um einen PR-Stunt, einen Gag. Dieser verdeutlicht allerdings, wie auch in den Twitter-Kommentaren angemerkt wird, dass es an der Zeit wäre, sich darüber klar zu werden, was AI eigentlich für die Zukunft kreativer Arbeit bedeutet, speziell angesichts der rasanten Entwicklung öffentlich zugänglicher künstlicher Intelligenz in jüngster Zeit. Ihre Kreationen entstehen nicht aus dem Nichts. Es sind durch hochentwickelte Wahrscheinlichkeitsmodelle gestützte Abwandlungen von vor derlei Zugriff nicht geschütztem, bestehendem geistigen Eigentum. Die ethischen und juristischen Feinheiten des Umgangs mit so gearteter nicht-konsensueller Reproduktion persönlicher Arbeit und, wie im Fall von Stimmen oder Gesichtern, persönlicher Merkmale sind bisher wenig stringent durcharbeitete Felder. An gleicher Stelle wird allerdings auch gefordert, entweder Eminem dazu zu bringen, die Zeilen wirklich aufzunehmen, oder den Song einfach so zu veröffentlichen.
Die Anzahl der durch künstliche Intelligenzen generierten Musikstücke steigt seit einiger Zeit rapide. Eminem ist ein häufiges Vorbild für die Kreationen, vermutlich durch den hohen Wiedererkennungswert seiner Stimme und Texte. 2022 setzte das Label „Capitol Records“ kurzzeitig auf den nahezu komplett virtuell kreierten Rapper FN Meka. Kritik an den generierten Texten, die das N-Wort enthielten, und der gesamten Ästhetik des Projekts brachten das Label jedoch dazu, die Kooperation wieder zu beenden.
Die Schritte zum fertigen Musik-Stück sind derzeit deutlich komplizierter und erfordern mehr Eigeninitiative, als simple Text-Produktionen. Mit Google sitzt allerdings eine der größten Technologie-Mächte der Welt an der Entwicklung einer dedizierten Musik-KI, die den Prozess vereinfachen soll. Wann „Music L“ öffentlich zugänglich sein wird, steht jedoch nicht fest.