Swans
The Seer
Young God Records 28. 8.
Michael Gira und seine Experimental-Noise-Rocker destillieren ihre Geschichte und bringen ein Opus magnum hervor.
Es gibt für Einsteiger kein besseres Album für die Entdeckung der Swans als The Seer. Keines, das die umfangreiche, von No Wave bis hin zu Akustik-Folk reichende Klangwelt der 1982 gegründeten New Yorker Band so verdichtet. Aber auch wer vertraut ist mit der Diskografie der amerikanischen Underground-Ikonen, wird sie in dieser Kompaktheit noch nicht erlebt haben.
Ob Brutalität oder Anmut, fiese Dissonanzen oder majestätisch schöne Sounds, ob in sich gekehrte Passagen oder Industrial-Lärm, rhythmische Wucht oder erhabene Melodien, ob hämmernde Tribal Beats oder hypnotische Keyboards: Chef Michael Gira und seine fünfköpfige Gruppe pressen alles, was man mit Swans verbindet, in ungefähr 120 Minuten. Hunderte von Stunden brauchte es, die auf der Akustikgitarre entwickelten Song-Skizzen auszuformulieren. Was so viel Geld kostete, das Gira über sein Label Young God Records die exklusive handmade Live-Doppel-CD We Rose From Your Bed With The Sun In Our Head plus sieben weitere Supporter-only-Goodies (die bis zu 600 Dollar gekostet haben und alle komplett ausverkauft sind) angeboten hat, um The Seer zumindest teilweise zu finanzieren.
Das Ergebnis ist so beeindruckend, wie die Liste der verwendeten Instrumente, zu denen unter anderem Gitarren aller Art, Vibrafon, Cello, Glocken, Hörner, Violine, Dudelsäcke, Kontrabass und Mandoline gehören. Damit ließen sich auch schöngeistige Lieder erzeugen, aber davon ist dieses düster-brachiale Meisterwerk mit seinen pastoralen Momenten weit entfernt. Nach dem Hören fühlt man sich ungefähr so, wie Gira nach eigenen Aussagen nach den sechs Monaten im Studio, um The Seer in endgültige Form zu gießen: „I’m a completely wrung-out washcloth of a human being.“
Key Tracks: „The Seer“, „Mother Of The World“, „The Apostate“
>>> Hört hier das gesamte Album im Stream