Park Hye Jin
Before I Die
Ninja Tune/Rough Trade (VÖ: 17.9.)
Radikal und zärtlich: Die südkoreanische Produzentin hat keine Angst vor Diskrepanz zwischen Baller-Techno, Footwork und Emo.
„Can I Get Your Number / Or not / We can fuck / I want fuck“: Auf ihrem Debütalbum verhält sich die südkoreanische DJ und Produzentin Park Hye Jin beiläufig und drastisch zugleich. Ihre Stimme klingt bei der No-Frills-Sexanfrage genauso unbeteiligt und doch insistierend wie beim rührenden Geständnis, ihre Familie zu vermissen („I Need You“).
AmazonDie scheinbare Lethargie in Parks Vocals ist natürlich volle Absicht, hat sie doch vor gut fünf Jahren ihre Laufbahn als Sängerin und Rapperin begonnen, bevor sie sich hauptamtlich dem DJing zuwandte. Zuweilen wirken die betont leiernd-repetitiven, mal auf Englisch, mal Koreanisch vorgetragenen Parts enervierend – oder bauen, wie im schon zitierten „Can I Get Your Number“, überraschend Druck und Spannung auf.
Auf Albumlänge führt Park Hye Jin die durchaus paradoxen Stränge zusammen, die sie auf ihren ersten EPs aufgenommen hatte: War IF U WANT von 2018 eher von sanften Elektro-Vibes charakterisiert, haute Park zwei Jahre später mit HOW CAN I heftig auf die Techno-Tonne. BEFORE I DIE hat beides: Baller-Techno („Hey, Hey, Hey“) und Softness („I Jus Wanna Be Happy“), zusammengehalten von Park Hye Jins Faible für House und Footwork, garniert von pointierten Gitarrensamples, mit denen sie ihr Konzept in Richtung Emo-Atmo von The Cure bis Jack Johnson öffnet.