Lee Gamble
A Million Pieces Of You
Hyperdub (VÖ: 10.9.)
Der letzte Rave: Der dritte Teil des Triptychons für den Tanz ums digitale Lagerfeuer.
Es ist August 2019, die globale Katastrophe steht noch aus, Lee Gamble schlurft auf die Bühne des Berliner Atonal-Festivals und erzeugt in schummriger Atmosphäre knapp ein halbes Jahr vor der Teilzeit-Apokalypse dystopische Klänge, die so was wie den letzten Rave markieren könnten. Es glitcht, es rattert, es hat einen artifiziellen wie einen ganz wahrhaftigen Charakter, was der Brite im Zuge seines Albenzyklus FLUSH REAL PHARYNX aus seinem Laptop schreddert.
AmazonDer letzte Teil des Alben-Triptychons, A MILLION PIECES OF YOU, bildet keine Ausnahme. Stimmungswechsel, Passagen zum Mitwippen („Newtown Got Folded“) und technologische Gimmicks alternieren, vollziehen diesen Tanz ums digitale Lagerfeuer aber in größtmöglicher Sterilität.
Mitten hinein in dieses asexuelle Gebalze sickert Gesellschaftskritik („Obsession Model“), die mit „Empty Middle Seat“ ein surreales Piano-Interlude ablöst. Ein bisschen viel auf einmal, dafür aber nicht so halsbrecherisch wie auf den anderen beiden Teilen. Und dank „You Left A Space“ lernt man sogar noch, wie Instrumental HipHop in einer menschenlosen Zukunft klingt.