William Elliott Whitmore :: Field Songs

Anti/Indigo

Neo-Bluegrass und LoFi-Folk – junger Songwriter besingt voll stillem Zorn ein untergehendes Amerika.

Unter den empfindsamen jungen Bartträgern, die die US-Indieszene in den vergangenen Jahren hervorgebracht hat, ist William Elliott Whitmore vielleicht der kompromissloseste Traditionalist. Der an den Ufern des Mississippi aufgewachsene Bauernsohn aus Iowa verfügt über ein bärenhaftes Gesangsorgan, das ihn deutlich älter wirken lässt und an die machtvollen Stimmen von Tom Waits und des Blues-Querulanten Otis Taylor erinnert. Das braucht er auch, denn sein sechstes Album Field Songs bestreitet er einmal mehr im Alleingang, lediglich ein Banjo bzw. eine Akustikgitarre und gelegentlich etwas Percussion begleiten seinen Gesang. In melancholischen, Bluegrass-gefärbten Folksongs erzählt Whitmore von den Kämpfen, den Widrigkeiten, aber auch von Stolz und Widerstandskraft im Landleben des Westens. Sein Label hat ihm für das Cover des Albums ein altes Foto besorgt, darauf sind Farmer bei der Heuernte zu sehen. Äußerst passend – wer die harschen Bilder des Fotografen Walker Evans aus den Zeiten der großen Depression kennt oder auch die grandiosen schwarz-weißen Landschaftsfotos von Ansel Adams, dürfte sie bei diesen Klageliedern unwillkürlich vor Augen haben. William Elliot Whitmore besingt hier zwar ein verschwindendes Amerika, tut dies aber ohne jede Süßlichkeit. Erstaunlich dabei, wie kurzweilig diese Sammlung von acht Songs trotz der asketisch sparsamen Instrumentierung ist – untrügliches Zeichen für starkes Songwriting!

Key Tracks: „Don’t Need It“, „Everything Gets Gone“, „Not Feeling Any Pain“