Mum – Singalong To Songs You Don t Know

Wie ist das mit der Mupfel? Das Kollektiv aus Reykjavik betreibt Cocooning mit raffiniert gebauten Popsongs. Außer Björk und den Musikern von Sigur Rös wird kaum ein Mensch unter den 300.000 Isländern sich ein Leben in Saus und Braus allein dadurch ermöglichen können, dass er Platten aufnimmt und auf Tourneen geht. Was einen unbestreitbaren Vorteil hat: Wo der kommerzielle Erfolg unerreichbar ist, fällt der Sprung ins Experiment, die Reise in durchaus entlegene Regionen der Imagination leicht. Zu Beginn des neuen, fünften Albums spinnen Müm gleich so eine Geschichte los: Wie wäre das wohl, wenn ich ein Fisch wäre und du eine Muschel, würdest du mich heiraten und ein Baby bekommen? In diesem Moment befindet der Müm-Fan sich bereits in einem dieser hübschen Pling-Plings, wippt das Köpfchen mit jedem Zirpen der Ukulele und flüstert ein paar Zeilen aus dem Märchenpopbuch mit. Die Musik von Müm ist der musikalische Kokon für eine Generation rockmüder Indiefans geworden, die ihre Heimat bei Labels wie Morr Music oder Fat Cat suchen. In den elf Songs, die „If I Were A Fish“ folgen, legt das Kollektiv aus Reykjavik immer noch ein paar Schippen drauf, die Machart aber bleibt die gleiche: heimelige kleine Lieder, die von einem Verein klickerklackernder, nicht ganz marktüblicher Instrumente ausgemalt werden – raffiniert schraffiert, sanft gestrichelt, kurz hingekleckert. Die Melodien schillern hindurch, die Farben sind natürlich ökologisch unbedenklich. Das Prinzip „Homing“ findet sich auch in der Entstehung dieses Albums wieder, Müm haben diese Lieder in Gunnar Örn Tynes Blockhütte aufgenommen und in einem Landhaus im estländischen Leigo, begleitet vom Chor Suisapäisa. Von der Laptop-Band ihres Debütalbums YESTERDAY WAS DRA-MATIC TOÜAY IS ÜK (2000) entfernen sich Müm Album für Album, das Panorama reicht inzwischen von stolzen Chorstücken bis hin zum seltsamen Swing von „Kay-rayku-ku-ko-kex“. Und wäre ich jetzt Ping, der Pinguin von „Urmel aus dem Eis“, würde ich schon wissen wollen, wie das mit der „Mupfel“ ist, kann sie Kinder kriegen oder nicht?