Branford Marsalis Quartet – Metamorphosen :: Jazz

Die Laufbahn des inzwischen knapp 50jährigen Branford Marsalis verlief nicht gerade langweilig. Nachdem er sich bei Kultbandleader Art Blakey die Hörner abgestoßen hatte, folgten Engagements bei Miles Davis und Sting. Und wenn er nicht gerade als US-Helmut-Zerlett in Late-Night-Shows auftrat, holte er mit seinem Projekt Buckshot LeFonque den Fusion-Vorschlaghammer raus. Das aber liegt alles schon mehr als ein Jahrzehnt zurück. Seitdem verwaltet Marsalis die musikalische Vergangenheit. So wie es Bruder Wynton an der Trompete seit jeher macht. Doch auch mit dem neuesten Retro-Manifest METAMORPHOSEN lässt Branford die Verwandtschaft mal wieder ziemlich alt aussehen. Denn mit seinem eingespielten All-Star-Quartet hat er es fast nicht nötig, sich an Jazz-Klassikern abzuarbeiten, so bleibt „Rhythm-a-ning“ von Thelonious Monk das einzige authentische Dokument aus Bebop-Tagen. Den Rest der insgesamt neun Tracks hat sich kompositorisch die Viererbande untereinander aufgeteilt. Und gleich die beiden das Album einrahmenden Stücke von Schlagzeug-Derwisch Jeff „Tain“ Watts bilden den entsprechenden Gradmesser für die rundherum grassierende Leidenschaft.Zunächst-in „The Return Of The Jiney Moon“ – stacheln sich Pianist Joey Calderazzo, Bassist Eric Revis, Watts und Marsalis gegenseitig an, werden zum fantastisch brennenden wie melodieseligen Sax-Spiel Haken geschlagen. Im Finale dann, in „Samo“, geht es zunächst elegischer zu. Aber was sich da entlang der fahrtaufnehmenden Free-Funk-Grooves zusammenbraut, zeigt nur, wie man das Grundlagen-Vokabular des Jazz auimöbeln kann. Und selbst die mit leichter Cool-Jazz-Pace infizierte Bop-Exkursion „Jabberwocky“ von Marsalis ist schlichtweg brunnenfrisch vitalisierend. Das ist beste Jazz-Tradition auf gnadenlos verjüngender Frischenzellenkur.

VÖ: 20. 3.

www.branfordmarsalis.com