Conny Frischauf
Die Drift
Bureau B/Indigo (VÖ: 15.1.)
In ihrer elektronischen Kraut-Pop-Nische spielt die Künstlerin mit Sprache und Hirndrehloop.
Eine Drift ist eine langsame Veränderung, von der Kursabweichung des Schiffes durch Sturm und Strömung bis zu den Kontinentalplatten, von der Sprache bis zur Messtechnik. In der elektronischen Kraut-Pop-Nische von Conny Frischauf würde auch der Begriff des Wegdriftens nahe liegen – aber das eher Systematische gehört auf diesem Debüt doch essenziell dazu.
AmazonDas hier ist Ausprobiermusik, die das auslösende konzeptuelle Denken der Wiener Künstlerin nie verleugnet. Künstlerin hier konkret: Frischauf arbeitet auch mit Skulpturen, Fotografien und Illustrationen – und lässt ihr Pop-künstlerisches Werk davon nicht künstlich trennen. Frischaufs Modularelektronik blubbert krautig psychedelisch, aber es sind immer sehr auf den Punkt gebrachte, effiziente Hirndrehloops.
Die Tracks bewegen sich in den Zeitmaßstäben des Pop – abgesehen vom ruhig rauschenden Schlusspunkt „Freundschaft“, der mit über zehn Minuten eine noch einmal ganz eigene Klangwelt aufbaut. „Was sollen all diese Wörter, was sollen die ganzen Sätze“, fragt Frischauf in diesem Finale.
Für die Eigenständigkeit des Klangbilds entscheidend ist nämlich das kreative Spiel mit Sprache, das hinter der naiven Einfachheit ein neugieriges Erkunden des Materials von Grammatik und Wortschatz versteckt, zugleich Meisterschaft und Blick von außen. „Tust du mir weh, sag ich ade, au au, tschau tschau“, singt Frischauf in „Auf Wiedersehen“. Und zum Einstieg: „Es geht rauf, rauf, rauf“ – Kraftwerk hatten solche Zeilen, oder Malaria!. Deutschsprachiger Sprachmisstrauenspop zum Tanzen und Driften.
„DIE DRIFT“ im Stream hören: