Perfume Genius und die kathartische Wirkung von Musik


Mike Hadreas verschwendete sein Leben, bis er die kathartische Wirkung von Musik erlebte. Zeitlose Songs will er aber trotzdem nicht schreiben.

Irgendwann im Interview sagt Mike Hadreas alias Perfume Genius, den Satz, der so viel über ihn und seine Musik verrät: „Ich versuche ja nicht, zeitlose, große Songs zu schreiben“. Das ist dem 26-jährigen, queeren Amerikaner gründlich misslungen. Sein Debut „Learning“ enthält mit „Mr. Peterson“, „Lookout“ und „Write To Your Brother“ mindestens drei große Songs für die Ewigkeit.

Sie haben die Dichte von Pergamentpapier; nur ein hölzernes Piano und Hadreas’s fragiler Sufjan Steven-esker Gesang. Er hat ihn durchs Headset seiner Mutter eingesungen. Im Hintergrund kann man ihre Hunde durchs Haus tapsen hören. Wer als Mittzwanziger bei seiner Mutter wohnt, hat ein Problem. Hadreas’ Problem waren die Drogen: „Als ich in New York lebte, war ich die ganze Zeit betrunken und high. Ich habe nicht gelernt, wie es ist, ich selbst zu sein ohne Drogen“, sagt er.

Sensibel, schüchtern, ein Außenseiter sei er gewesen. Bis zum Entzug und dem Heimaturlaub danach. Mit der gleichen Leidenschaft, wie zuvor bei den Drogen, stürzt sich Hadreas nun aufs Songschreiben. Sie erzählen von der Affäre mit einem Lehrer, der sich von einer Brücke wirft, Freunden mit AIDS, Rufmördern in der Nachbarschaft und nie erhörten Gebeten. Es sind grausame, sublime Texte, die bleiben.

„Viele Leute finden die Songs sehr traurig, aber für mich haben sie eine kathartische Wirkung“ sagt Hadreas und lächelt. Vor Live-Gigs möchte er dennoch am liebsten sterben. „Ich denke immer, ich ersticke. Aber egal, wie viel Angst ich habe: Ich weiß, dass das genau das ist, was ich tun will.“