„Mindhunter“: Das sind die Serienkiller der 2. Staffel und ihre realen Vorbilder
„Son of Sam“, Charles Manson, „Atlanta Monster“ und viele mehr: Hier findet Ihr eine Liste aller zehn Serienkiller, vor denen wir uns dank „Mindhunter“ seit dem 16. August erneut vor unseren Bildschirmen gruseln dürfen.
96% auf Rotten Tomatoes, 8,6 Sterne auf IMDb: Kaum eine Netflix-Produktion kam in den vergangenen Jahren sowohl beim Publikum als auch bei Kritikern so gut an wie die erste Staffel der 2017 erschienenen Thriller-Drama-Serie „Mindhunter“. Darin mischt Showrunner Joe Penhall historisch wahre, wenn auch teilweise für den dramatischen Effekt modifizierte Begebenheiten über die Anfänge des Profilings mit fiktionalen Charakteren und erschafft so für den Zuschauer ein TV-Erlebnis, das sich nicht selten auch noch mit in die reale Welt schleicht. Schließlich sind die darin porträtieren Mörder direkt aus dem echten Leben gegriffen.
Nachdem in der ersten Staffel berühmt-berüchtigte Serienmörder wie der „Co-Ed-Killer“ Edmund Kemper und der „Shoe Fetish Killer“ Jerome Brudos sowie Massenmörder Richard Speck von den beiden FBI-Agenten Holden Ford und Bill Tench interviewt wurden, gesellen sich in der zweiten Staffel zahlreiche weitere düstere Gestalten auf die Liste jener Forschungsobjekte, die von vielen wohl zu Recht als „Monster“ bezeichnet werden würden.
Hier findet Ihr eine Liste all jener fiktionalisierten, in der Realität aber mindestens ebenso Grauen erregenden Killer, vor denen wir uns seit dem 16. August erneut vor unseren Bildschirmen gruseln dürfen (Achtung, Spoiler!).
Edmund Kemper aka „Co-Ed-Killer“
Edmund „Ed“ Kemper ist einer von zwei Serienkillern der neuen Staffel, die dem Zuschauer bereits aus vergangenen Folgen bekannt sind. Um trotzdem Euer Gedächtnis aufzufrischen: Der reale — beeindruckend massiv gebaute und hochintelligente — Ed Kemper erschoss im Alter von nur 15 Jahren seine eigenen Großeltern, woraufhin er zunächst für sechs Jahre in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen wurde. Nachdem man ihn mit 21 Jahren entlassen hatte, tötete er zwischen 1972 und 1973 mindestens acht weitere Menschen (darunter auch seine Mutter), an deren Leichen er sich sexuell verging, bevor er sie schließlich zerstückelte. Nach seinen letzten Morden kontaktierte Kemper eigenständig die Polizei, um sich zu stellen. Sein Wunsch nach der Todesstrafe wurde ihm nicht erfüllt: Kemper befindet sich noch immer in der California Medical Facility, wo er auf seine nächste Anhörung auf Bewährung wartet, die für 2024 angesetzt ist.
Die Darstellung Kempers in der Serie ist erstaunlich wahrheitsgetreu: So hat Cameron Britton nicht nur den Dialekt und Sprachrhythmus des Serienmörders penibel studiert — auch einige seiner Sätze sind direkte Zitate aus einer Reihe von Interviews, die mit Kemper während seiner Inhaftierung geführt wurden.
Dennis Lynn Rader aka „BTK“
Auch Dennis Rader ist dem Zuschauer bereits aus der ersten Staffel bekannt. Und obwohl seine grausamen Morde immer mal wieder von den Ermittlern erwähnt werden, kommen sie nie in direkten Kontakt mit dem „BTK Strangler“, der sich seinen Namen (ein Akronym aus den Worten „bind, torture, kill“) selbst gab und von 1974 bis 1991 mindestens zehn Menschen tötete. Gefasst wurde der nach Außen wie ein aufopferungsvoller Familienvater erscheinende Rader nämlich erst 2005 — und das, obwohl er der Polizei und verschiedenen Zeitungsredaktionen regelmäßig Briefe schrieb, in denen er die Ermittler verspottete.
Grund für Raders Verhaftung war seine eigene Gutgläubigkeit: In einem Brief fragte er die Beamten, ob man ihn mithilfe einer Floppy-Disk ausfindig machen könne. Die Polizisten verneinten und so sendete „BTK“ den Ermittlern eine Diskette, die ein Word-Dokument enthielt, das sie mit dem Namen von Raders Kirchengemeinde sowie dem Vornamen des Killers versorgte. Rader sitzt aktuell zehn aufeinanderfolgende lebenslängliche Haftstrafen in einer Strafanstalt in Kansas ab.
David Berkowitz aka „Son of Sam“
David Berkowitz, besser bekannt als „Son of Sam“, erschoss zwischen 1976 und 1977 in New York sechs Menschen und verletzte sieben weitere. Dabei folgte er in der Regel einem genauen Muster: Zunächst machte sich Berkowitz auf die Suche nach einem im Auto sitzenden Paar, wobei die von ihm ausgewählten Frauen oft langes, welliges Jahr hatten. Daraufhin eröffnete er das Feuer, machte sich von dannen und verspottete anschließend die Polizisten mithilfe von Briefen wegen ihrer offensichtlichen Unfähigkeit, ihn zu schnappen.
Als Berkowitz erfuhr, dass er als Baby von seinem leiblichen Vater nicht gewollt und deshalb zur Adoption freigegeben worden war, widmete er sich zunächst der Brandstiftung, die er selbst im Nachhinein als Ventil für seine Wut bezeichnete. Später machte der Serienkiller den angeblich von einem Dämon besessenen Nachbarshund für die von ihm begangenen Morde verantwortlich, dessen Befehle Berkowitz einfach nur befolgt habe. Wie in der Serie widerrief auch der echte „Son of Sam“ irgendwann diese fantastische Geschichte — damals jedoch als Teil einer großen Pressekonferenz. Außerdem wahr: Die FBI-Agenten Douglas und Ressler, die als Vorbilder für die „Mindhunter“-Profiler dienen, kontaktierten Berkowitz in den Siebzigern tatsächlich, um ihnen bei der Suche nach dem „BTK Strangler“ zu helfen. Inzwischen behauptet der immer noch inhaftierte Berkowitz übrigens, im Gefängnis zum christlichen Glauben gefunden zu haben und bekehrt worden zu sein.
William Joseph Pierce Jr.
In der aktuellen Staffel sorgt William „Junior“ Pierce mit der kompletten Fehleinschätzung seines eigenen Intellekts für regelrecht komisch anmutende Momente, die der sonst so düsteren Serie ein wenig die Schwere nehmen. Im richtigen Leben sitzt „Junior“ wegen insgesamt neun Morden im Gefängnis. Unter seinen Opfern befindet sich unter anderem die damals 13-jährige Senatorentochter Margaret „Peg“ Cuttino, die Pierce 1974 vergewaltigt und ermordet haben soll.
Obwohl „Mindhunter“ auf dem von Douglas geschriebenen Buch „Mindhunter: Inside the FBI’s Elite Serial Crime Unit“ basiert, hat man sich mit dem Auftreten Pierces für eine Änderung des ursprünglichen Materials entschieden. „Junior“ kommt in der 1996 veröffentlichten Chronik nämlich nicht vor.
William Henry Hance
Ähnlich wie „Junior“ eignet sich auch William Henry Hance nach näherer Betrachtung für Gordon und Tench nicht als passendes Forschungsobjekt. Der ehemalige Soldat, der nahe einer Militärbasis mindestens drei Frauen ermordet haben soll, erscheint im Gespräch konfus. Auch das reale Serienvorbild verwirrte die Ermittler mit seinen nicht nachvollziehbaren Entscheidungen. So schickte Hance der Polizei einen Zettel, in dem er „Böse Mächte“ erwähnte, die jemand entführt hätten, und machte die Beamten so erst auf seine Tat aufmerksam.
Bis heute sind sich viele Experten einig, dass Hance unter einer geistigen Beeinträchtigung litt, und auch rassistische Vorurteile der Geschworenen sollen ihm bei seiner Verurteilung zum Verhängnis geworden sein. So wurde er 1994 im Alter von 42 Jahren auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet. Ressler half damals übrigens tatsächlich dabei, den jungen Mann zu fassen, indem er das Profil eines alleinstehenden Ex-Soldaten erstellte.
Elmer Wayne Henley Jr.
Weil Holden und Bill mit den Kindermorden in Atlanta, Georgia beschäftigt sind, sind es Psychologin Wendy Carr und FBI-Agent Smith, die Elmer Wayne Henley Jr. im Gefängnis besuchen. Dieser war einer von zwei Helfern Dean Corlls aka „The Candy Man“, der wiederum zwischen 1970 und 1973 mindestens 28 junge Männer vergewaltigte und ermordete. Henley war dafür zuständig, den Serienkiller mit neuen Opfern zu versorgen, wobei sich der damalige Teenager schließlich auch am eigenen Bekannten- und Freundeskreis bediente.
Nachdem Henley eines Tages zusätzlich zu einem jungen Mann auch ein Mädchen mit zu Corll brachte, geriet dieser in Rage und versuchte sowohl die beiden Opfer als auch Henley selbst zu töten. Der damals 17-Jährige versprach Corll, ihm beim Foltern und Töten der beiden Teenager zu helfen, woraufhin dieser ihn tatsächlich von seinen Fesseln befreite. Henley griff schließlich nach einer Waffe und erschoss seinen ehemaligen Komplizen. Nach seiner Verhaftung behauptete Henley, nur für einen einzigen Mord direkt verantwortlich zu sein. So habe er eines der Opfer versehentlich erschossen, als er mit der ungesicherten Waffe herumgefuchtelt habe. Seit seiner Verurteilung 1974 sitzt der inzwischen über 60-Jährige eine sechsfache lebenslängliche Haftstrafe in Houston, Texas ab, wo er das Malen für sich entdeckt hat.
Charles Manson
Wäre er nicht im November 2017 mit 83 Jahren gestorben, Charles Manson dürfte 2019 in seiner Zelle durchgängig die (sinnbildlichen) Korken knallen lassen. Immerhin hat der Sektenführer es nach dem 2018 erschienenen Biopic „Charlie Says“ nicht nur in Tarantinos neuesten Streifen „Once Upon A Time… In Hollywood“ geschafft, sondern auch in der neuen „Mindhunter“-Staffel einen kleinen Auftritt. Beide Male schlüpfte Damon Herriman in die Rolle des gescheiterten Musikers.
Ähnlich wie Agent Ford war auch Douglas höchst fasziniert — ja, fast beeindruckt — von Manson, den man zwar genau genommen keinen Serienkiller nennen kann, dessen Worte allein aber eine extrem gefährliche Wirkung auf seine Anhänger hatten. Während die Mitglieder der sogenannten „Manson Family“, angeblich auf Befehl ihres Anführers, insgesamt neun Menschen töteten, waren es vor allem die Tate-LaBianca-Morde, die um die Welt gingen. So erstachen Susan Atkins, Charles „Tex“ Watson, Patricia Krenwinkel und Linda Kasabian am 9. August 1962 zunächst die schwangere Sharon Tate, Schauspielerin und Frau Roman Polanskis, und vier ihrer Freunde auf bestialische Weise. Einen Tag später attackierten Watson, Krenwinkel und Leslie Van Houten dann das Unternehmerehepaar Leno und Rosemary LaBianca in deren Haus in Los Feliz.
Doch nicht nur die Tatsache, dass Manson behauptete, die Morde seien gar nicht seine Idee gewesen, entspricht der Wirklichkeit. Auch die Art und Weise, wie er sich während des Interviews mit den Beamten verhält, stammt direkt aus Douglas‘ Notizen. So setzte sich der charismatische Häftling tatsächlich auf die Stuhllehne, um sich — wie Douglas spekulierte — in eine erhabene Position zu begeben. Der Profiler interviewte Manson übrigens mehr als einmal. Es bleibt also abzuwarten, ob auch der fiktive Sektenführer einen weiteren Auftritt in der Serie haben wird.
Charles „Tex“ Watson
Auch der bereits erwähnte Manson-Anhänger Charles „Tex“ Watson wird in der Serie von den Beamten interviewt. Dort behauptet er, Manson sei ein so geschickter Manipulator gewesen, dass er den Mitgliedern der Familie das Gefühl gegeben habe, die Morde seien ihre Idee gewesen. Behilflich seien Manson dabei unter anderem harte Drogen gewesen, mit denen er seine Anhänger versorgt habe. Ein gruseliges Detail, das die Serienmacher einem wahren Zitat entnommen haben, ist die Schilderung der Ermordung Sharon Tates. So flehte die junge Frau die Manson-Mitglieder Berichten zufolge an, sie an einen anderen Ort zu bringen, an dem sie ihr ungeborenes Baby zur Welt bringen könne, bevor man sie umbringe. Diese Aussage wurde auch von weiteren Anhängern Mansons bestätigt, stieß aber zum Zeitpunkt des Angriffs offensichtlich auf taube Ohren.
1971 wurde Watson für insgesamt sieben Morde zum Tode verurteilt. Nachdem aber schließlich bereits 1972 alle Todesurteile in Kalifornien aufgehoben wurden, befindet sich der inzwischen über Siebzigjährige nach wie vor in der Richard J. Donovan Correctional Facility in San Diego.
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