Jahresrückblick

7 eindeutige Beweise dafür, dass Kollegah nicht der Boss ist


Kollegah hat 2018 ein Nummer-eins-Album veröffentlicht, unfreiwillig den Musikpreis „Echo“ abgeschafft und seinen Männlichkeitsratgeber für Vorpubertierende („Das ist Alpha!“) an die Spitze der Sachbuch-Charts gepusht. Die permanente Selbstbehauptung, der Boss zu sein, liegt dennoch weiter daneben denn je. Dafür gibt es unzählige Gründe, wir beschränken uns auf sieben.

  1. Die Frauen

Mit welcher Botschaft Kollegah beim Thema Geschlechterrollen angetreten ist? Ach, das kann er uns doch am besten selbst sagen: „Wenn du einer Frau die Hand gibst, dann spricht nichts dagegen, deine zweite Hand auf eure zu legen, während du sie anlächelst. Eine kleine, aber feine Geste deiner Dominanz, die sie erkennen wird“ (aus „Das ist Alpha!“, S. 131).

Eine Auswahl irrer Sätze, die in Kollegahs Buch „Das ist Alpha“ stehen
  1. Die Evolution

„Du kannst eine Million Fische aus dem Wasser ans Land legen, die werden sich nicht verwandeln, die werden einfach nur sterben.“

Typisch Evolution: Einfach dem Becken einen Fisch entnehmen, auf den Stuhl legen, und in ein paar Stunden sitzt da ein Affe. Kollegah allerdings traut dem Ganzen nicht. In einem viel verhöhnten Video-Interview versucht der große Denker unserer Zeit daher, Charles Darwin zu widerlegen. In seinem Buch tauchen nun aber Passagen auf, die sich doch auf die Evolutionslehre beziehen. Seltsam.

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  1. Die Pornos

Es mag überraschen, aber Friedbergs bekanntester Penis-Botschafter ist Pornogegner. Kollegah, die Alice Schwarzer der HipHop-Szene? Seine Beweggründe unterscheiden sich doch etwas von der Zeitschrift „Emma“. Ein Computer, neben dem eine Rolle Küchenpapier und Handcreme stehen, gehöre ganz sicher keinem Boss, heißt es bei ihm – darauf folgt eine Handlungsanweisung: „Also, geh raus und knall die Alten weg!“

Was wir uns vom ECHO-Nachfolger wünschen
  1. Die Deutsche Geschichte

Ist es vielleicht der Entwicklungsroman 2018? Kollegah und sein Hufschmied Farid Bang provozieren mit Punchlines zu Auschwitz und Holocaust, werden verdammt – und lernen bei einem Besuch der KZ-Gedenkstätte dann doch noch Respekt (was nach jüngsten Interviews zu bezweifeln ist).

Kollegah und Farid Bang waren in Auschwitz
  1. Das Fell

Um seine archaische Pferde-Aura noch testo-mäßiger zu inszenieren, behängt sich Kollegah im jüngsten Clip („Wie ein Alpha“) mit Fellen. Der Vergleich mit Metal-Schießbudenfiguren wie Manowar drängt sich auf – aber Kollegah hat auch sie überholt und wirkt als Steinzeitkrieger mehr „camp“ als alle Village People zusammen.

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  1. Der Campino

Gegen Campino auf der Bühne schlecht aussehen, wenn jener am Mikro in seinen Beleidigten-Lehrer-Modus verfällt? Das gelingt wirklich nur Leuten komplett ohne Charisma. Kollegah ist einer davon.

Kollegah schießt weiter gegen Campino, Farid Bang in Schlägerei verwickelt
  1. Die Welt

Die Autorin Dani Fromm bringt die Folgerung dieser übermännlichen Inszenierung auf den Punkt: „Dieses Buch wird keinen einzigen Versager in einen Gewinner verwandeln. Aber es wird reihenweise unsympathische Versager in noch unsympathischere, weil nun auch noch großmäulige und frauenfeindliche Versager verwandeln. Womit Kollegah die Welt tatsächlich verändert hätte. Sie ist jetzt ein schlechterer Ort.“

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