Here We Go Magic
A Different Ship
Secretly Canadian/Cargo VÖ: 11.5.
Selten fällt Antigravitations-Pop so kompakt und knackig aus wie hier. Schweben lässt er einen trotzdem.
Here We Go Magic stehen in der inzwischen recht langen Tradition einer Pop- und Rockmusik, die versucht, sich über so einiges zu erheben, was Pop und Rock eigentlich ausmachen sollte. Zumindest wenn man denen Glauben schenkt, die sich diese Form von Kunst und Unterhaltung nicht ohne irgendeinen hitzigen, flüchtigen Wirbel – fliegende Petticoats, aufgeschlagene Knie, wilde Posen etc. – vorstellen können. Es braucht keine Jugend und keine Wut für das, was diese Band tut. Hier entfesselt sich nichts, es rappelt in keinem Karton. In der Nachfolge von (in vielen anderen Eigenschaften recht unterschiedlichen) Gruppen und Künstlern wie Steely Dan, XTC, David Byrne, Jim O’Rourke und so einigen Vertretern des Postrock der 90er, von denen nicht von ungefähr einigen ein tiefer gehendes Interesse für Jazz (und „World Music“) unterstellt wurde, nehmen Here We Go Magic eine Position ein, die man als „zurückgelehnt“ oder „akademisch“ interpretieren kann. Aber das trifft den Punkt nicht. Here We Go Magic sind vielmehr eine Band, die sich in den Zustand des Schwebens versetzen kann. Und – es wird noch besser – uns auch! Aha, „abgehoben“ also. Was erstaunlich ist, wenn man berücksichtigt, dass Luke Temple, ihr Kopf, Sänger und Liedautor, solo als Singer/Songwriter firmierte. Aber man entwickelt sich eben weiter. Und Here We Go Magic haben sich zu einer Band entwickelt, die noch die größten Räume fluten kann, die Alben wie A Different Ship ersinnen, aufnehmen und am Ende sogar meistern kann, sodass selbst in solch großer Weite nichts herumsteht, was dort nicht hingehört. Schon beim Vorgänger Pigeons waren dem Quartett Krautrock-Einflüsse nachgewiesen worden. Die sind auch auf seinem dritten Album vorhanden. Der Bass kennt Can. Das Schlagzeug auch. Und an welchen Knöpfen Brian Eno gedreht hat, damit Ambient Ambient wird und nicht nur eine Einladung zum Einlullen, haben sich Here We Go Magic auch gemerkt. Nichtsdestotrotz bleiben die zehn Stücke auf A Different Ship sehr kompakt, richtig knackig sogar. Das Pulsieren in einem unerwartet rasanten Stück wie „Make Up Your Mind“ klingt fast schon nach einer Robert-Palmer-Produktion mit heutigen Möglichkeiten. Das ist vor allem ihrem Produzenten Nigel Godrich (Radiohead, Beck u.v.m.) zu verdanken. Der hüllt A Different Ship in einen Sound, der uns gleichzeitig weit in den Raum hinaus gleiten lässt und doch immer plastisch und greifbar bleibt, so wie damals bei Airs Moon Safari (keine Godrich-Produktion, schon klar) – allerdings ohne die ausgeprägte Vorliebe der französischen Gourmets für Vintageinstrumente. „Ach, das klingt so schön warm“, wurde damals ja gerne geschwärmt. Aber Air waren auch ziemlich „zurückgelehnt“ und „akademisch“, nein? Im Vergleich dazu erkennt man schließlich den Unterschied: Die Wärme von Here We Go Magic steckt in den Songs, dem weichen Gesang, der Art und Weise, wie sie spielen. Von wegen „abgehoben“. Key Tracks: „Over The Ocean“, „Alone But Moving“