Gabriella Cohen

Pink Is The Colour Of Unconditional Love

Captured Tracks/Cargo

Eigenartig – und eigenartig schön: Die Australierin reichert ihren Indie-Pop mit einigen Fußnoten an.

Gabriella Cohen, man braucht einige Momente, um das zu bemerken, bewegt sich nicht nur mit Souveränität, sondern vor allem mit Mut durch fünf, sechs Jahrzehnte Rock’n’Roll-Geschichte. Die Musik der Australierin ist auf den ersten Blick eindeutig in der Vergangenheit grundiert, die Gitarre hat einen wunderbaren Twang-Schmelz, die Background-Chöre singen „Da-woo-wa-bap-bap“, als hätten wir 1965.

Aber wenn sie in „Music Machine“, dem Ope­ner dieser Platte, den Satz „We’re looking for something inbetween“ singt, dann lässt sich das durchaus auch auf ihre Arbeitsweise übertragen: Cohen und ihre musikalische Partnerin Kate Dillon haben nicht nur den Rock’n’Roll auf dem Zettel, sondern auch einige dessen jüngerer Ausformulierungen, etwa den Female-fronted-Indie, den in den 90er- und Früh-Nullerjahren Bands wie Bratmobile oder Pony Up spielten und Weird Folk, aber auch dekonstruktive Genres wie Kraut- oder Postrock.

So entsteht ein auf den ersten Blick leichtfüßig anmutender, aber in alle Richtungen kippender Sound, der seine Maximal-Größe immer dann erreicht, wenn er von einem größeren Instrumentarium ausformuliert wird; der Schluss von „Baby“ mit seinen Bläsern ist da ebenso zu nennen wie das stetig wachsende „Recognise My Fate“, das anfangs alle seine Kraft aus der Stimme holt, um am Ende einen Wall of Sound aufzubauen, der fast nahtlos in die Satzgesänge von „Morning Light“ übergeht, das wiederum am Ende knietief in der Perkussion landet. The Gospel according to Gabriella Cohen; wir glauben jeden Ton. Dass Foxygen-Mann Jonathan Rado einer von Cohens Fürsprechern ist, überrascht gar nicht.

Klingt wie: Mazzy Star: So Tonight That I Might See (1993) / Devendra Banhart: Cripple Crow (2005) / Martha Wainwright: Martha Wain­wright (2005)

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