Neu auf Vinyl


Der junge Rock’n’Roll-Elvis Presley wird gemeinhin dem späten der Las-Vegas-Jahre (unschöner ausgedrückt: der „Fat Elvis Period“), vorgezogen. Wer allerdings ein Faible für leicht in den Schmalz tendierende Popsongs, schwülstige Streicher, exaltierte Bläser und Chorsänger hat, kommt an That’s The Way It Is (RCA/Music On Vinyl/Cargo) nicht vorbei. Dieses Album wurde im November 1970 veröffentlicht, war aber nicht der Soundtrack zu Denis Sanders sehr empfehlenswerter gleichnamiger Filmdokumentation, sondern nur ein begleitender Release. Es enthält Acht Songs, die bei Sessions in Nashville entstanden sind plus vier Live-Cuts aus dem „International Hotel“ in Las Vegas vom August 1970. Der dezente Craze von „Patch It Up Baby“ steht in schönem Kontrast zum opulenten Kitsch von „You Don’t Have To Say You Love Me“. Der Rerelease kommt in der üblichen Music-On-Vinyl- Qualität: 180-Gramm-Vinyl im Original-Cover.

Als The Coral im Sommer 2002 ihr von Ian Broudie produziertes Debütalbum The Coral (Sony Music/Music On Vinyl/Cargo) veröffentlichten, wurden sie gleich als „die englischen Strokes“ bezeichnet. Was natürlich großer Quatsch war, denn die sechs Musiker (von denen Sänger und Gitarrist James Skelly damals mit 21 Jahren der Älteste war) haben auf ihrem Debütalbum mehr Stile verarbeitet als The Strokes in zehn Jahren auf vier Alben. Psychedelic-Folk, Twangpop, Ska, Psych Rock, Sixties-Beat und mehr kamen zusammen bei The Coral – oft alles auf einmal in diesen seltsam-guten Songs, die nicht gewillt waren, strukturell einer geraden Linie zu folgen. Oder so: So gut wie auf diesem ersten Album sollten The Coral nie wieder werden. Nach einer sehr limitierten Pressung von 2002 ist das Debütalbum jetzt zum ersten Mal wieder auf Vinyl erhältlich.

Wer die Geschehnisse in diesem Heft verfolgt, weiß, dass die Band Low aus Duluth, Minnesota, seit bald zwei Jahrzehnten ein gern gesehener und wohl gelittener Gast auf diesen Seiten ist. Die Musik des Trios um die Stammmitglieder Alan Sparhawk und Mimi Parker wird als „Slowcore“ bezeichnet. Es ist minimalistischer (Folk-)Rock, der mit dem wunderbaren Harmoniegesang der beiden Hauptprotagonisten verziert wird. Jetzt veröffentlicht das hervorragende Kranky-Label aus Chicago die Alben Nummer vier bis sechs von Low wieder auf Vinyl (jeweils als Doppel-LP): Secret Name (1999), Things We Lost In The Fire (2001) und Trust aus dem Jahr 2002 (alle Kranky/Cargo) sind uneingeschränkt empfehlenswert. Schnell kaufen! Auch hier gilt die alte Weisheit: Was weg ist, ist weg.

Es ist schon komisch: Jahrzehnte lang kämpfte die Familie von Jimi Hendrix um die Rechte an der Musik des 1970 gestorbenen Gitarristen und gegen posthume Veröffentlichungen. Wie etwa das Anfang 1972 zum ersten Mal erschienene Live-Album Hendrix In The West. Seit der Hendrix-Family Anfang der Neunziger Jahre höchstrichterlich bescheinigt wurde, die Rechte an der Musik ihres berühmten Verwandten nie verloren zu haben, ist sie es, die mit einer Flut von Wiederveröffentlichungen von Hendrix-Platten den Musikmarkt überschwemmt. Jetzt dabei: Hendrix In The West (Music On Vinyl/Cargo) als 180-Gramm-Doppelvinyl mit drei Bonustracks sowie der 7-Inch „Johnny B. Goode“. Egal, wer daran Geld verdient, dieses Livealbum gehört zu den besseren posthumen Platten des Gitarristen. Weil die Auswahl der Songs beider Experience-Besetzungen aus der Royal Albert Hall in London, der San Diego Sports Arena, dem Berkeley Community Theatre und vom 1970er Isle Of Wight Festival eher selten gehörte bietet, wie etwa „Little Wing“, die britische Nationalhymne „God Save The Queen“ im Hendrix-Style sowie die Coverversionen „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ (The Beatles), „Johnny B. Goode“ (Chuck Berry) und „Blue Suede Shoes“ (Carl Perkins).

Weitere Neuerscheinungen:

Ryan Adams – Ashes & Fire

Björk – Biophilia

Blitzen Trapper – American Goldwing

Boots Electric – Honkey Kong

Dirty Projectors & Björk – Mount Wittenberg Orca

The Field – Looping State Of Mind (2 LPs)

Noel Gallagher’s High Flying Birds – Noel Gallagher’s High Flying Birds

High Places – Original Colors

Like A Stuntman – Yoy

Martyn – Ghost People (2 LPs)

New Look – New Look

Aérea Negrot – Arabxilla

Pyrolator – Neuland

Qluster – Rufen

Red Hot Chili Peppers – I’m With You (2 LPs)

Roedelius Schneider – Stunden

Savaging Spires – Savaging Spires

Scuba – DJ-Kicks (2 LPs)

Tom Waits – Bad As Me (2 LPs)

Veronica Falls – Veronica Falls