Christiane Rösinger


Sinn und sinnliche Sinnlosigkeit im Hamburger Uebel & Gefährlich.

Es fängt sinnlos an: „Es ist alles so sinnlos/Das hält ja gar kein Mensch mehr aus/Da muss man sich doch einfach hinlegen/Oder man steht erst gar nicht auf.“ „Sinnlos“ heißt das Stück. Christiane Rösinger, 50 Jahre alt, aber noch immer mit der Stimme einer 13-Jährigen gesegnet, behauptet, der Song gebe „das Motto des Abends“ vor. Niemand kokettiert derzeit so elegant mit dem Weltekel wie die Frau, die die Lassie Singers und Britta gründete. Vor ihr stehen angegraute Deutschlandradio-Kultur-Hörer, Mädchen mit Grobstrickmützen und Pattex-Paare, die kurze Zeit später beim Klassiker „Die Pärchenlüge“ beim Refrain „Pärchen verpisst euch, keiner vermisst euch“ betreten gucken.

Denn neben den Songs ihres Soloalbums Songs of L. And Hate trägt Rösinger viel gut Abgehangenes vor: die Stalker-Ballade „Mein zukünftiger Exfreund“ ebenso wie den Kreativen-Diss „Büro, Büro“. An ihrer Seite krümmt sich Andreas Spechtl von Ja, Panik über ein pechfarbenes Piano. Der Burgenländer hat Rösingers Album produziert, fast alle Instrumente gespielt und ihr Ösi-Ausdrücke wie „Es geht sich nicht aus“ beigebracht. Ausgerechnet beim „Hit“ „Berlin“ – der mit den Ökoeltern, die sich zum Brunchen treffen, während ihre Arschlochkinder durch die Cafés kläffen – verhaspeln sich beide. Rösinger wird danach sagen, das „g’hört so“. Zum Schluss singen beide stehend den Leonard-Cohen-Klassiker „One Of Us Cannot Be Wrong“. Spechtl hält die Gitarre wie Dirk von Lowtzow, klingt aber beängstigend wie Cohen. Es ist ergreifend. Wie der ganze Abend. Und so gar nicht sinnlos.