Baloji
137 Avenue Kaniama
Bella Union/[PIAS] Coop/Rough Trade
Amalgamierungen aus Afrobeat, HipHop, Soul, Reggae und Jazz von reichlich unterschiedlicher Qualität. Suchen Sie die Killer-Tracks!
Wertungen müsste ich hier für einzelne Tracks abgeben, eine Gesamtnote verbietet sich eigentlich für diese Platte, denn das ermittelte Spektrum reicht von schlappen zwei bis hin zu stattlichen vier von sechs Sternen, die wir hier vergeben. Zehn Jahre nach seinem Solodebüt HOTEL IMPALA veröffentlicht der im Kongo geborene und in Belgien als Teil der HipHop-Crew Starflam bekannt gewordene Musiker wieder einen Longplayer und möglicherweise hat Baloji vieles von dem mitgenommen, was er in dieser popfernen Zeitspanne so alles musikalisch geprobt hatte.
Eine Stand-der-Dinge-Platte ist 137 AVENUE KANIAMA jedenfalls nicht geworden, Baloji sucht von Track zu Track neue Amalgamierungen von traditionellen Stilen und afroamerikanischen HipHop- und Soul-Legierungen, die ihrerseits ja schon Mischmusiken sind.
Zwischen Dancehall-Reggae-Tanzfläche und Kirmeskitsch-Synthie
Mit „Glossine (Zombie)“ springt dieses Album frisch aus den Federn und geradeaus auf eine Dancehall-Reggae-Tanzfläche, „L’hivers Indien/Ghetto Mirador“ direkt im Anschluss bleibt ungefähr in der BPM-Klasse und erinnert im selben Moment an die Goldenen Jahre des Gitarristen King Sunny-Ade. Bei „Bipolaire/Les Noirs“ übernimmt ein Kirmeskitsch-Synthie das Regiment, bei „Spotlight“ erreicht das Album einen zwischenzeitlichen Tiefpunkt.
Weit weg vom Stadion-Ethnorock bewegt sich Baloji mit seinen Afrofunkexerzitien in „Solei De Volt“. „La dernière pluie/Inconnu à cette adresse“ ist ein hochstimmungsvoller Spoken-Word-Track geworden. In „Kongaulois“ schiebt sich ein mächtiger Jazz-Bass hinein, Baloji treibt seine frankophonen Zeilen auf einsame Höhen. Zwischendurch gibt es ein wundervolles neunminütiges Mantra namens „Peau de chagrin/Bleu de nuit“ auf einem Gitarrendrehkreisel, der auch von Brasiliens Underground-Held Tom Zé stammen könnte.