Editors
Violence
PIAS/Rough Trade
Die Briten versuchen sich an der Erfindung dunkelster Stadionmusik.
Was konnten Editors früher Spannung aufbauen, „Bullets“, „Munich“, „All Sparks“ – da vergaß man in der Indie-Disko das Bierholen, so einnehmend war diese Musik. Während Konkurrenten wie die US-Band Interpol seitdem ihr Klangkonzept nur sehr vorsichtig verändern, drehten die Briten schnell an den großen Schrauben. Mal klangen sie akustisch-morbide wie Nick Cave, dann nach dunklem Synthie-Pop, als hätte Gary Numan die Rechner der Pet Shop Boys gehackt. Immer war da auch die Ambition, bei den Konzerten noch mehr Hände zu sehen, VIOLENCE geht in dieser Hinsicht noch weiter.
Schon im ersten Stück gibt’s diese Chöre wie aus einem Motivationsseminar, die einst Coldplay mit „Viva La Vida“ ins Spiel gebracht haben und auf die heute alle bauen: Giesinger, Forster, Editors. „Hallelujah (So Low)“ erinnert an den trägen Industrial-Blues, mit dem Depeche Mode derzeit durch die Stadien ziehen, der Titeltrack an die synthetische Körperlichkeit von DAF. „Darkness At The Door“ klingt wie The National beim Beerdigungscafé, „Belong“ wie The Divine Comedy in Isolationshaft. Viele der Sound-Tricks sitzen, das Songwriting hinkt jedoch deutlich hinterher: Eine Plastikhymne wie „Magazine“ nähert sich dem Quatsch von Muse an: das sind keine Kompositionen mehr, das sind Fitnessübungen.