Superorganism
Superorganism
Domino/GoodToGo
Viele bunte Weird-Pop-Smarties: Das Londoner Pop-Kollektiv löst auf seinem Debütalbum die Versprechen ein, die die Vorab-Singles gaben.
Eine Teenagerin, frisch aus Japan nach London gezogen. Ein paar britische Nicht-mehr-ganz-jung-Musiker, die mal in einer Mod-Band gespielt haben. Computernerds. Ein Grafikdesigner. Was da von einem Haus in der britischen Hauptstadt aus operiert, klingt wie der Plot eines Nick-Hornby-Romans. Doch wo bei ihm eine so zusammengesetzte Band vermutlich grandios scheitern würde, gehören Superorganism zu den Newcomern des Jahres, und das liegt vor allem an „Something For Your M.I.N.D.“. Die nicht einmal drei Minuten Pop zeigen den Charme des Achters gut auf: Ihr smarter Pop bezieht seine Einflüsse scheinbar aus dem Füllhorn.
Wir hören sowohl den Ennui amerikanischer Slackermusik der 90er-Jahre, Modern-Pop nach sagen wir mal Len-Bauart (doch, doch, Sie erinnern sich, „Steal My Sunshine“ hieß deren Hit), Easy Listening als auch verschiedenste Disziplinen von Tanzmusik heraus, gleichzeitig klingen alle Songs so, als stammten sie aus dem Soundtrack zu einem alten Konsolenspiel, dessen Tonspur gelegentlich komische Aussetzer hat, vermutlich wegen der Pepsi-Flecken im Kassetteneinfuhrschlitz. Dennoch wirkt das Debütalbum in Momenten etwas blass um die Nase. Vielleicht spielt uns da aber auch nur das eigene Wissen um die Band einen Streich.
Als Hörer ist man sich bewusst, dass da so viele Ebenen von seinem Smartphone, von seinem Rechner, von seinem Plattenspieler oder womit auch immer man diese Songs abspielt, gar nicht mitverhandelt werden. Denn das Interessante an Superorganism ist ja nicht nur die Musik, sondern dass um die Musik diese interdisziplinäre Quatschwelt gebaut wird, die eben auch auf die Macht der Bilder setzt. Vielleicht ein Argument für Virtual-Reality-Brillen.