Mia Diekow

Ärger im Paradies

Weltgast/Indigo

Die Hamburgerin gibt dem Deutsch-Pop das, was ihm fehlt: Texte ohne Plattitüden, interessante Arrangements und viel wichtiger – einen Sinn. 

Im Gegensatz zum Coming-of-Age-Album hat sich der Begriff „Quarterlife-Crisis-Album“ noch nicht etabliert. Aber nichts anderes als das ist ÄRGER IM PARADIES. Wie in einem düsteren Film Noir handelt Mia Diekow auf ihrem zweiten Album all die Probleme, Unsicherheiten und Zweifel ab, die eine junge Frau eben plagen. Kinderkriegen: Ja oder Nein. Was macht man mit einer verflossenen Liebe und überhaupt, dem Leben?

Auf all das findet die Sängerin keine abschließenden Antworten, philosophiert aber in ihrer wundersam-eigenen Melange aus Jazz, Kammer-Pop, Folk und Filmmusik so erhaben über diese Themen, dass man nicht anders kann, als ihr zuzuhören. Es ist ein Ausflug in eine andere Welt. Atmosphärisch, mit manchmal verstörend-schrägen Bildern, wie aus einer literarischen Parabel: „Meine Tränen sind irr, meine Hände voll Teer, meine Augen sind blau – er sagt, ich bin zu schwer“, heißt es in „Pfeile gegen die Sonne“.

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Das mag manchen ein wenig zu viel sein, aber sie sollen sich halt was anderes anhören. Wo all die Lottes, Leas und Alinas der schönen neuen deutschen Popwelt einen auf süßes Mädchen machen, zeigt Diekow, dass es auch anders geht: Man darf seine Frau stehen, versuchen, einen eigenen Weg zu finden. Nicht nur dastehen und warten, was passiert.

Klingt wie: Joni Mitchell: BOTH SIDES NOW (2000) / Chapeau Claque: FABELWEISS (2008) / Elbow: THE SELDOM SEEN KID (2008)