Ought
Room Inside The World
Merge/Cargo
Die kanadischen Postpunk-Erneuerer lassen ihre Songs zwischen Pop und Music fließen.
Das, was die ersten beiden Alben der Band aus Montreal so groß machte, dass sie zahlreiche Besten- und Jahresendlieblingslisten entern konnte, war diese besondere Chemie, die alkalische Verbindung von Schönheit und Zerstörung. Die Songs zogen mit einem mächtigen Aufatmen über das feingestrahlte Feld des Postpunk, sie jagten in den Himmel und schossen Löcher in den Grund, wir konnten sie physisch erfahren. Das gilt immer noch für das Gros der Aufnahmen auf Platte Nummer drei. Ought befinden sich aber in einer Entwicklungsschleife, die für eine Band, die man immer noch der Rockmusik zuordnen muss, längst Programm ist.
ROOM INSIDE THE WORLD gibt der Verfeinerung, der Erweiterung Raum, das mit Nicolas Vernhes (Deerhunter, Animal Collective) in Brooklyn aufgenommene Album spielt mit Pop-Melodien und Singer/Songwriter-Mustern und reicht bis in Minimal-Gefilde. Die Songs sind im Vergleich zu ihren Vorgängern fließender, erkunden aber noch die eine oder andere Bruchstelle, ohne gleich zu knarzen, sie spielen eine Etage höher und wollen weit hinaus, das besorgen Synthies und ein 70-köpfiger Chor. Und Sänger Tim Darcy, der seine Crooner-Stimme im Zentrum der Songs wiederfindet. Und sonst? Suchen Sie bitte auch bei Arcade Fire (Frühwerke) und Wolf Parade (Frühwerke), oder werfen Sie mit uns einen Blick auf das digitale Moodboard der Band, das in der Findungsphase der Songs zum Einsatz kam, es enthält die Namen Brian Eno und Stereolab, Gerhard Richter und Kenneth Anger.