6 Dinge, die wir vom „Torstraßen Festival“ in Berlin gelernt haben
Wir waren beim sechsten Torstraßen Festival in Berlin-Mitte und haben sechs Erkenntnisse mitgenommen.
Während das Rock Am Ring durch Unwetter frühzeitig abbrechen musste und das weniger unwetter-getriebene Maifeld Derby in Mannheim stattfand, zeigte sich das in Berlin-Mitte stattfindende (vermeintlich gemütlichere) Torstraßen Festival zum sechsten Mal als Alternative für in Berlin Gebliebene. Zur Einschulung haben wir sechs Erkenntnisse aus dem diesjährigen Torstraßen Festival gewonnen.
1. Fixie-Bikes sind Pflicht
Das Torstraßen Festival ist wohl das einzigste Festival, das man mit dem Rad besuchen sollte (oder alternativ mit der U-Bahn). Denn dass die Torstraße sehr lang ist, merkt man spätestens, wenn man die 1,2 Kilometer vom ACUD MACHT NEU in der Invalidenstraße zur Volksbühne zu Fuß laufen muss. Und das immer wieder.
2. Indoor-Veranstaltungen sind anstrengender als Open-Airs
Wenn du gedacht hast, dass Open-Air-Festivals anstrengend sind (Unwetter mal ausgenommen): Pustekuchen! Indoor-Veranstaltungen sind noch viel anstrengender im Sommer. So konnte man gerade in dem Roten bzw. Grünen Salon der Volksbühne schon nach fünf Minuten im Konzert zerlaufen. Wer klug war, nahm sich zum Torstraßen-Festival genügend Wasser mit (das wurde nämlich nicht einmal kontrolliert). Allen anderen blieb Bier für 3,50 Euro.
3. Berlin-Mitte ist ein Dorf
Berlin-Mitte ist ein Dorf. Das merkst du spätestens, wenn du nicht nur deinen Cousin, sondern auch deiner Nachmieterin, oder dem Typen, den mit dem du neulich vor einem Club in Neukölln gequatscht hast, über den Weg läufst. Und das ist wohl das Sympathischste am Torstraßen-Festival: Trotz neun Locations und gelegentlichen Line-Up-Überschneidungen ist dieses Stadt-Festival angenehm familiär. Und das liegt auch daran, dass ein Großteil der gebuchten Acts selbst in Berlin wohnt.
4. Jazz und Cloud-Rap sind der neue Rave
Das bewies die aus Israel stammende, mittlerweile in Berlin lebende Lo-Fi-Jazz-Band Hush Moss, die allesamt mit halb nacktem Oberkörper den Grünen Salon der Volksbühne zum Ausrasten gebracht hat. Oder die Band Le Millipede mit Notwist-Drummer Micha Acher, die die ehrenvolle Aufgabe hatte, um 15 Uhr das Programm im Roten Salon zu eröffnen. Ein paar Stunden später wurde im übervollen ACUD MACHT NEU dank Haity aka Robbery „Cloud-Rap“ (z.B. LGoony, Yung Hurn) salonfähig gemacht.
Ein bisschen Rave gab es dann doch noch mit DJ Paypal, der zeitgleich mit den Headlinern Darkstar aus England das Samstagabend-Programm beendete. Am nächsten Tag gab es in der großen Volksbühne dann noch ein Sonntagabend-Konzert mit den in Berlin lebenden Bands Easter, Fenster (ja, ist verwirrend) und Jaako Eino Kalevi.
5. Straßenfest ist nicht gleich Straßenfest!
Auch wenn das Torstraßen Festival nach der Torstraße benannt ist, heißt das noch lange nicht, dass sich dahinter ein gewöhnliches Straßenfest verbirgt. Es gibt kein Streetfood, sondern nur Popcorn und Brezeln, auch Strassenabsperrungen und übermäßiger Alkoholkonsum kann man hier lange suchen. Nach Straßenfest fühlte sich höchstens die Menschenmenge an, die sich ohne Festivalbändchen vor dem St. Oberholz sammelte oder die DJ-Sets, die von Ladenbesitzern auf der ganzen Straße betrieben wurden und so einige Touristen anzogen.
6. Mitte ist gar nicht schitte
Dass Berlin-Mitte das Epizentrum des bösen gentrifizierenden Hipsters ist, sollte spätestens seit Jan Böhmermanns Rubrik „Trendvulkan Mitte“ auch über die Berliner Stadtgrenzen hinaus Allgemeinwissen sein. Mit über sechs Jahren ist das Torstraßen Festival zwischen Start-Ups und Detox-Bars wohl eine der ältesten Institutionen im Stadtteil. Und mit Locations wie dem alternativen Veranstaltungszentrum ACUD, den Bars Kaffee Burger und Bassy oder natürlich der altehrwürdigen Volksbühne zeigt das Festival, dass es durchaus noch alternative und sehenswerte Orte in Mitte gibt. Alleine dafür lohnt sich das schweißtreibende Location-Hopping in Mitte.