5 Highlights vom SPOT Festival – mit Brimheim, Dopha u. a.
Brimheim, Ydegirl, Dopha, Late Runner, Velvet Volume – noch nie von gehört? Das sollte sich hiermit ändern. Sie waren nur einige Highlights auf dem SPOT Festival, bei dem Dänemark und die Nachbarländer ihre spannendsten Newcomer präsentieren.
Am Wochenende fand im dänischen Aarhus das SPOT Festival statt. Zum ersten Mal seit dem Ende der Corona-Schutzmaßnahmen in Dänemark. Das SPOT kann man sich ungefähr so vorstellen wie das Reeperbahn Festival Dänemarks: Der Fokus liegt im Großteil auf Newcomer Acts – oder aber etablierten dänischen Acts, denen man zutraut, auch außerhalb der Landesgrenzen zu punkten. Da im Publikum und auf dem parallel stattfindenden Kongress viele internationale Bookerinnen und Booker und die Musikjournaille umherstreifen, ist das SPOT die perfekte Bühne für eine frische Karriere. Diese fünf Acts haben uns besonders begeistert.
Brimheim
Wer Florence + The Machine, PJ Harvey oder St. Vincent mag, wird diese Frau lieben. Brimheim selbst bzw. ihre Website beschreibt sie so: „Imagine the illegitimate love child of Florence Welsh and PJ Harvey — a goth teen who listens to Radiohead and reads Murakami.“ Das trifft die Sache ganz gut, lenkt aber durch das Namedropping ein wenig zu sehr von ihren eigenen Qualitäten ab. Brimhaus spielte im Saal des Musikhuset Aarhus mit Bandbegleitung. Trug dazu einen Anzug mit Krawatte im Donald-Trump-Style. Und sang diese fantastisch getexteten, düsterschönen Lieder. „Call It What You Want“ war besonders herzergreifend: Ein Liebeslied an ihre Frau, deren Mutter die Beziehung der beiden verabscheut.
Dopha
Wo wir doch letztens Mal das Comeback des Pop-Punks ausriefen – das diesmal erfreulich unpimmeliger als damals ausfällt – passt hier Dopha sehr gut rein. Die 1997 geborene Dänin nennt Alanis Morissette und Avril Lavigne als ihre Vorbilder, was man ihren catchy Songs zwischen Rock und Indie-Pop durchaus anmerkt. Dopha spielt übrigens demnächst auch auf dem Reeperbahn Festival. Hier kommt eine ihrer frühen Singles, mit der Dopha gut das Vorprogramm einer Olivia Rodrigo bestreiten könnte:
Late Runner
Ein Newcomer namens Late Runner – das ist genau unser Humor. Und auch unsere Musik. Wobei man sagen muss, dass Asger Tarpgaard, der sich hinter dem Namen verbirgt, schon seit den späten 90ern als Musiker im Game ist. Damals feierte er als Teenager in Dänemark große Erfolge mit der Gitarrenband Superheroes. Weil es mit seinem Solodebüt „Nothing’s Real Anymore“ nun ein paar Jahrzehnte brauchte, nannte er sich augenzwinkernd Late Runner. Sein sphärischer, reich-verzierter Indiepop, der an Broken Bells oder Tame Impala in ihren aufgeräumten Momenten erinnert, weiß auch live zu begeistern.
Velvet Volume
Die Zwillinge Noa und Naomi Lachmi und ihre jüngere Schwester Nataja Lachmi machen seit 2013 Musik und nennen sich dabei Velvet Volume. Da sie aus Aarhus stammen, hatten sie quasi ein Heimspiel, was man dem Publikum durchaus anmerkte, das trotz Nieselregen ziemlich abging. Gleiches gilt für die Band, die in ihrem Set sämtliche Rockposen durchdeklinierte, die Gitarren mal schrubbte, mal streichelte und musikalisch eine erstaunliche Bandbreite zwischen 70er-Freidreh-Rock, Glam-Anleihen, Desert-Rock-Momenten und sogar Jazz-Saxophon-Solis aufbot. Velvet Volume arbeiten gerade angeblich an ihrem dritten Album – das man auf jeden Fall auf dem Schirm haben sollte.
Ydegirl
Die Dänen sind bei ihren Showcase Festivals sehr sozialistisch eingestellt: Scheißegal, ob du Journalistin bist oder der wichtigste Booker am Platz – man hat sich gefälligst anzustellen, wenn man eine Band sehen will. Was dann eben bedeutet, dass man auch mal draußen stehen bleiben muss, wenn man „nur“ zwanzig Minuten vor Showbeginn aufkreuzt und der große Saal schon voll ist. So geschehen bei Andrea Novel alias Ydegirl. Die Dänin hat sich benannt nach einer der berühmtesten Moorleichen ihrer Heimat. Die Mädchenleiche wurde 1897 im Dorf Yde entdeckte – ein Teil ihres Schädels war anscheinend abrasiert, und ihr Becken hatte sich fast aufgelöst. Novel greift in ihrer erstaunlichen Kreuzung aus Folk, futuristischem R’n’B und Avantgarde in ihren Lyrics immer wieder Geschichten und Motive der feministischen Kulturgeschichte auf – auch die Geschichte des Mädchens von Yde. Ydegirl spielt übrigens ebenfalls auf dem Reeperbahn Festival.