25 Jahre Mauerfall: „Der Kalte Krieg der Konzerte“ zwischen Ost- und Westberlin
25 Jahre Mauerfall: Am kommenden Sonntag, 9. November 2014, wird an dieses historische Ereignis erinnert und in Berlin mit einer Aktion namens "Lichtgrenze" - tausende illuminierte Ballons, die ein Teil des Mauerverlaufs nachstellen - zelebriert. Wir erinnern uns an die Umstände in der DDR, die schließlich dazu führten, dass internationale Top-Acts in Ost-Berlin auftreten konnten.
Konzerte von internationalen Stars waren in der DDR nicht denkbar. Bis zum Sommer 1988, als sich Künstler und Bands wie Bruce Springsteen, Depeche Mode oder Bryan Adams die Klinke in die Hand gaben. Was bis dahin als unmöglich galt und von der Staatsmacht boykottiert wurde, wurde durch den Einsatz von Organisatoren und Veranstaltern schließlich Realität. Diese bedienten sich abenteuerlicher Methoden und Tricks, um internationale Top-Acts in Ost-Berlin auftreten zu lassen.
Das Konzert von Bruce Springsteen am 19. Juli 1988 fand kurzerhand unter dem Motto „Ein Herz für Nicaragua“ statt und zog 160.000 Ostdeutsche in seinen Bann. Offiziell sollen jedoch sogar 200.000 Zuschauer diesem historischen Moment beigewohnt haben.
Depeche Mode hingegen sollten zum Geburtstag der FDJ auftreten; Bryan Adams und James Brown sangen im Juni 1988 offiziell „für eine atomwaffenfreie Zone“ und „gegen Apartheid“. Zeitgleich traten Pink Floyd und Michael Jackson nur wenige Kilometer entfernt am West-Berliner Reichstag auf.
Einer Sensation gleichte auch die Ankündigung von Bob Dylans Auftritt im Treptower Park im Jahr 1987. Die Show wurde von der FDJ veranstaltet, für die es ein Leichtes war, 80.000 Karten zu verkaufen. Die Staatssicherheit verfasste zu diesem Ereignis am 17.09.1987 im Vorfeld ein ausführliches Dokument, in dem festgehalten wurde, dass Bob Dylan bei „im jugendlichen Alter befindlichen Jahrgängen keine außergewöhnliche Resonanz“ zu erwarten habe. Zudem wurde erwartet, dass Dylan sich „diszipliniert“ verhalten sollte, daher verzichtete er auf jegliche politische Statements auf der Bühne. Im Gegensatz zu Bruce Springsteen, der eine auf Deutsch verfasste Rede vortrug, „in der Hoffnung, dass eines Tages alle Barrieren fallen werden“.
Im Jahr 1969 verbreitete sich über den West-Berliner Hörfunksender Rias die Nachricht, die Rolling Stones würden am 20. Jahrestag der DDR ein Konzert spielen. Dieses Konzert sollte jedoch im Westen stattfinden – auf dem Dach des Springer-Hochhauses. Dieses befand sich in der Nähe der Maurer und ostdeutsche Zuschauer hätten keinerlei Mühe gehabt, den Auftritt mitverfolgen zu können. Der Gig stellte sich jedoch als Gerücht heraus, dennoch erhielten als Stones-Fan bekannte Jugendliche an jenem Tag Berlin-Verbot und einige wurden sogar vorsorglich verhaftet. Der Tag ging in die Geschichte ein als Nicht-Konzert der Rolling Stones, der trotzdem zum Großereignis wurde, da die Volkspolizei Jugendliche jagte und nahezu 400 Leute verhaftete.
Im Zuge des 25-jährigen Jubiläums des Mauerfalls am 9. November 2014 zeigt arte eine Dokumentation über den Sommer 1988, als Bruce Springsteen, Depeche Mode und Bryan Adams in der DDR auftraten. Diese Ereignisse werden zum Sommer des „Kalten Krieges der Konzerte“.
„Kalter Krieg der Konzerte“ wird am Samstag, den 8. November 2015 um 21:45 Uhr ausgestrahlt – Künstler, Veranstalter, Fans und Journalisten erinnern sich an diesen ereignisreichen Sommer kurz vor dem Mauerfall.