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Als der Regen kam: Die Flut schwappte über das Land und brachte die Menschen näher zusammen. Zumindest für kurze Zeit.

Es waren seltsam surreale Bilder, die uns den Sommer über begleiteten. Bilder, auf denen immer die Sonne schien, Menschen in T-Shirts rumliefen, oft mit sonnenverbrannten Armen. Vom großen Regen, der die Flüsse in Sachsen und Teilen Bayerns grotesk hatte anschwellen lassen, sah man nie etwas. Keine Wolke am Himmel, stabile Hochdrucklage. Und doch alles zerstört, ganze Dörfer einfach weggespült, mitgerissen. Auf 9,2 Milliarden Euro schätzte man die entstandenen Sachschäden, allein in Sachsen wurden Güter im Wert von sechs Milliarden Euro durch das Wasser vernichtet. Eine unvorstellbare, völlig abstrakte Summe. Wie viel sind 9,2 Milliarden Euro? Das menschliche Leid tauchte in keiner Statistik auf. Eingestürzte Häuser ließen sich in die Schablonen und Schemata der Versicherer pressen, zerstörte Träume, Hoffnungen und Lebensentwürfe nicht. Umso überwältigender war die Hilfsbereitschaft, die Deutschland erfasste. Das Diakonische Werk zum Beispiel hatte bis Ende Oktober rund 66 Millionen Euro an Spenden für die Opfer der Flutkatastrophe gesammelt. Das war die größte Spendensumme, die die Hilfsorganisation je erzielte. Doch nicht nur Geld wurde gespendet, sondern auch Zeit, für viele ein noch kostbareres Gut. So mancher ließ spontan alles liegen und stehen, riskierte Job, Kopf und Kragen, um die Flutopfer tatkräftig zu unterstützen. So was hatte man in diesem Land lange nicht mehr erlebt. Und für ein paar Wochen gab es auch keinen Unterschied mehr zwischen Ossis und Wessis. Geholfen hat- indirekt, aber trotzdem effektiv-auch Herbert Grönemeyer. Seine Single „Mensch“ mit Zeilen wie „Ist schon okay/Es tut gleichmäßig weh/Es ist Sonnenzeit/Ohne Plan, ohne Geleit/Der Mensch heißt Mensch/Weil er erinnert, weiler kämpft/ Weil er hofft und weil er liebt/Weil er mitfühlt und vergibt/Und weil er lacht, weilerlebt, dufehlst „sagte den Menschen in Deutschland sehr viel mehr als die ganzen hohlen Phrasen und leeren Versprechungen all jener Politiker und Kanzler(-kandidaten), die sich wahlkampftauglich mit Gummistiefeln ausgerüstet in gefluteten Gärten und unterspülten Häusern herumdrückten.