Liste

2000-2015: Die 50 besten Alben des neuen Jahrtausends


Wir haben die 50 besten Alben aus den Jahren 2000 bis 2015 ausgewählt und gerankt – wie es sich gehört. Und dann haben unsere Autoren aufgeschrieben, weshalb es genau diese 50 Platten sind – und keine anderen.

50. THE WHITE STRIPES – WHITE BLOOD CELLS (2001)

50 The White Stripes - White Blood Cells
50 The White Stripes – White Blood Cells

Mit der Leadsingle „Hotel Yorba“ unternahm Jack White einen gewaltigen Schritt auf dem Weg zur Bluesrock-Ikone. Schlangen bildeten sich um den Indie-DJ, der den Country-Pop wie selbstverständlich nach dem Hit der Stunde, „Last Nite“, spielte: Was ist DAS denn? Von Megs und Jacks ersten beiden Alben hatte kaum einer Notiz genommen. Das sollte sich mit WHITE BLOOD CELLS ändern. „Dead Leaves And The Dirty Ground“ wurde zum meistgespielten Song des Duos. „We’re Going To Be Friends“ untermalte den Vorspann des Kult-Indie-Films „Napoleon Dynamite“ und „Fell In Love With A Girl“ verhalf als Cover Joss Stone zum Durchbruch. (Stephan Rehm)

49. THE WEAKERTHANS – RECONSTRUCTION SITE (2003)

49 The Weakerthans - Reconstruction Site
49 The Weakerthans – Reconstruction Site

Songs über Trauer und Einsamkeit, eingerahmt von der Geschichte eines im Krankenhaus Dahinsiechenden. Ein Feelgood-Album ist die dritte Platte der Weakerthans nicht. Doch John K. Samsons sanfte Stimme spendet Trost. Seine Texte sind präzise und poetisch, getragen von vagem Optimismus und Humor. Samson beobachtet sich selbst aus der Sicht seiner Katze, schreibt ein Lied über den tristen Alltag seiner Heimatstadt Winnipeg und nennt es „One Great City!“ – und formuliert eine der schönsten Liebeserklärungen der vergangenen Jahre: „You might roll your eyes at this, but I’m so glad that you exist“. (Reiner Reitsamer)

48. OUTKAST – STANKONIA (2000)

48 Outkast - Stankonia
48 Outkast – Stankonia

Spätestens mit ihrem 1996er-Album ATLIENS waren André 3000 und Big Boi in HipHop-Kreisen etabliert. Mit dem Crossover-Hit „Ms. Jackson“ wurden sie dann zu weltweiten Stars. Kaum vorstellbar, dass das hysterische, Rap, Elektro und Metal mischmaschende, sowie nebenbei den (zweiten) Irak-Krieg prophezeiende „B.O.B.“ (Bombs Over Baghdad) Leadsingle war – und von Pitchfork zum besten Song des Jahrzehnts gewählt wurde. Noch weniger vorstellbar, dass das Duo aus Atlanta später mit „Hey Ya!“ noch viel größer werden sollte. (Stephan Rehm)

47. HERCULES AND LOVE AFFAIR – HERCULES AND LOVE AFFAIR (2008)

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47 Hercules And Love Affair – Hercules And Love Affair

Dieses Album markierte nicht just another Disco revival, sondern die Rückholung von Disco auf schwules Terrain, Musik als Identifikationsmerkmal eines schwulen Selbstverständnisses. Produzent Andy Butler bezog sich mit seinem Projekt mit ständig wechselnden Mitarbeitern auf jene Ära, in der Disco nicht mehr Disco und noch nicht House war – zwischen Patrick Cowley und Frankie Knuckles. Eine glamouröse, schillernde Musik mit funky Basslines, analogen Synthies, Acid- Modulationen, Philly-Streichern und Gastsänger Antony Hegarty, der auf ein paar Tracks singt wie der große Arthur Russell. Dazu: das Disco-Pop-Kunstwerk „Blind“, einer der besten Songs der letzten 15 Jahre. (Albert Koch)

46. JAY-Z – THE BLUEPRINT (2001)

46 Jay-Z - The Blueprint
46 Jay-Z – The Blueprint

Im HipHop hatte sich in den 90ern alles hysterisch hochgeschaukelt. Da konnte der selbst ernannte „Ruler“ nicht anders. Er musste das Ruder an sich reißen und tat dies mit seinem sechsten Album. Eminem darf in einem Track mitmachen, sonst spricht nur Jay-Z selbst und legt im Zusammenspiel mit Samples von The Doors, Jackson 5 und Al Green einen glanzvollen Auftritt nach dem anderen hin. Perfekt ist auch die Zuarbeit der Produzenten. Neben den Grooves der Trackmasters und dem Reggae-Touch von Timbaland fallen die Beiträge eines Newcomers besonders auf: Er heißt Kanye West. (Thomas Weiland)

45. TOCOTRONIC – PURE VERNUNFT DARF NIEMALS SIEGEN (2005)

45 Tocotronic - Pure Vernunft Darf Niemals Siegen
45 Tocotronic – Pure Vernunft Darf Niemals Siegen

Es war die Erfindung der Tocotronic, wie wir sie heute kennen: die aus den jugendlichen Trainingsjacken herausgewachsene Band, die ihre Topoi von der Egozentrik sanft rüber auf die Ebene der Metaphysik schob, damit aber auch ein wenig uneindeutiger, unangreifbarer wurde. Dirk von Lowtzow sang von Tieren und vom Wald, Lieder wie „Ich habe Stimmen gehört“ ließen einen hohen Interpretationsspielraum. Ein Album, das sich auf dem weiten Feld zwischen Romantik („Angel“) und konstruktiver Nörgelei („Aber hier leben, nein danke“) bewegt und immer dann am besten war, wenn diese beiden zusammen-kamen („Gegen den Strich“). (Albert Koch)

44. DAFT PUNK – DISCOVERY (2001)

44 Daft Punk - Discovery
44 Daft Punk – Discovery

Wie das wohl eines Tages sein wird, wenn diese Platten selbst von gestern sind, die den Großteil ihres Reizes daraus ziehen, dass sie das Pop-Vorgestern zusam- mensampeln? Heute sind wir schlauer und dürfen zu DISCOVERY feststellen: Ein Hit ist ein Hit bleibt ein Hit – auch wenn er wie „One More Time“ oder „Digital Love“ nur immer weiter rotiert wie eine Perpetuum Spiegelkugel. DISCOVERY war die Abschlussarbeit des French House und gleichzeitig schon sein eigenes Disco- Revival (mit irrwitzigen 70s-Bombastrock-Elementen). Durchaus für einigen folgenden US-Dance-Quatsch mitverantwortlich – aber noch so viel lebendiger als die beflissene Tributarbeit RANDOM ACCESS MEMORIES von 2013. (Oliver Götz)

43. THE NOTWIST – NEON GOLDEN (2002)

43 The Notwist - Neon Golden
43 The Notwist – Neon Golden

Als kurz nach der Veröffentlichung in einem Londoner Plattenladen irgendeine andere hübsche Indie-Plicker-Placker-Platte lief, sagte der Shopbesitzer zum neugierigen Kunden: „It sounds notwisty, but it’s not the same.“ Dann legte er NEON GOLDEN auf – „One Step Inside Doesn’t Mean You Understand“. Der ganze Laden wurde still, wie es sich gehört, wenn ein Stück dieses Albums läuft, auf dem The Notwist die Kunst gelang, ihrer Musik das Schweben beizubringen. NEON GOLDEN steht über den Dingen. „You’re the colour, you’re the movement and the spin“, singt Markus Acher in „Consequence“. Physik und Liebe. Die Nerds aus Bayern, die bringen das fertig. (André Boße)

42. BLUMFELD – TESTAMENT DER ANGST (2001)

42 Blumfeld - Testament der Angst
42 Blumfeld – Testament der Angst

Der Nachfolger von OLD NOBODY, der Platte, die für das eingeschworene Publikum, das für den Widerstand auch immer ästhetischen Widerstand einfordert, der große Sündenfall des Diskurspop der 90er war. Und die Band ging unbeirrt hier noch weiter Richtung Mainstream. Jochen Distelmeyer wollte die ganze Welt einneh- men, ihr Grundsätzliches erzählen vom Wesen der Liebe, der Angst, dem Tod und der Ewigkeit. Er will sie aufrütteln („Die Diktatur der Angepassten“) und ihr die Erbscheu vor Saxofonsoli nehmen („Graue Wolken“). Eine Experimentalpopplatte, wenn man so will, mit wunderbaren Melodien. (Oliver Götz)

41. FLEET FOXES – FLEET FOXES (2008)

41 Fleet Foxes
41 Fleet Foxes

Erst 22 Jahre alt war Sänger Robin Pecknold, als das Debüt der Fleet Foxes entstand. Seine Stimme klang bereits damals, als wäre sie über Jahrhunderte herange- reift, seine Songs waren satt und erhaben wie die der alten Meister. Damit lösten die fünf Hippies aus Seattle im Jahr 2008 ein kleines Folk-Revival aus und legten den Grundstein für den späteren Durchbruch von Mumford & Sons. Deren Schunkel-Folk hatte kommerziell mehr Erfolg, so zeitlos gültige, anmutige Songs wie „White Winter Hymnal“ oder „He Doesn’t Know Why“ haben die Engländer aber nie geschrieben. (Reiner Reitsamer)

Auf der nächsten Seite stellen wir die Plätze 40-31 vor: