11 Fakten über Piratensender


1. Die ersten Wellenpiraten waren Flüchtlinge.

In den 20er-Jahren wurde einigen US-Radio-Sendern die Lizenz entzogen, weil sie „fragwürdige Produkte“ bewarben oder politische Propaganda betrieben. Um weiter senden zu können, flüchteten sie nach Mexiko, von wo aus sie mit entsprechend starken Sendeantennen die USA weiterhin mit Programmen belieferten..

2. Die ersten eingeschifften Radio-Piraten waren noch keine Anarchisten.

Am 2. August 1958 ging der illegale dänische Sender Radio Mercur auf Sendung. Sendestation war ein Schiff. Mit einem zweiten Sendeboot konnte Mercur noch weiter ins Land hinein senden. Als in Dänemark das „unlizensierte Senden“ verboten wurde, stoppte Radio Mercur am 31. Juli 1962 gehorsam sein Programm.

3. Die Piraten trotzten Justiz und Gewerkschaften.

Am 28. März 1964 ging der legendäre britische Piratensender Radio Caroline auf Sendung. Das erste Lied: „Not Fade Away“ von den RollingStones. Caroline sendete von einem Schiff außerhalb der Drei-Meilen-Zone, womit die britische Justiz zunächst keinen Zugriff auf den Sender hatte. Darüber hinaus galten auch Bedingungen der Gewerkschaft nicht, die Arbeitsplätze von Musikern dadurch sichern wollten, dass sie den britischen Radios nicht gestatteten, ausschließlich Schallplatten zu spielen.

4. Die Piraten brachten den Soul nach Europa.

Der Amerikaner Mike PasternakebrachtealsPiraten-Star-DJ Emperor Rosko – an ihn ist die Figur von Philip Seymour Hoffman im Piratensender-Kinoklamauk „Radio Rock Revolution“ angelehnt – seit 1964 über Radio Caroline die Soulmusik nach Großbritannien. Heute betreibt Rosko in den USA seinen eigenen kleinen Soul-Sender „Radio Rosko“.

5. Der größte Radio-DJ aller Zeiten war einst Pirat.

In den USA galt der britische DJ John Peel als Beatles-Fachmann. Zurück in England, machte sich John Peel beim Piratensender Radio London einen Namen mit seiner profunden Kenntnis neuer US-Rockmusik. Der Mann, der immer um Mitternacht sendete, war nur einmal schon mittags drauf, und zwar als er die erste Captain-Beefheart-LP per Schiffssendung aus den USA erhielt.

6. Ein Spezialgesetz knipste alle britischen Piratensender aus. Alle britischen Piratensender?

Am 14. August 1967 schalteten fast alle britischen Piratensender ab; die britische Hoheitszone war mit Einführung des Marine Broadcasting Offences Act auf zwölf Meilen erweitert worden. Als einziger noch aktiver Piratensender verblieb Radio Caroline, das von nun an von nicht-britischen Gestaden aus versorgt und am Laufen gehalten werden musste, weil jede Unterstützung des illegalen Senders in Großbritannien unter Strafe gestellt wurde.

7. Das Gesetz ging hart mit „Unterstützern“ ins Gericht.

Im Sinn des Marine Broadcasting Offences Acts wurde 1976 der Fan John Jackson-Hunter aufgrund eines Radio-Caroline-Aufklebers auf seinem Auto wegen Unterstützung eines Piratensenders vor Gericht gestellt.

8. Die Piraten auf dem Festland waren eher politisch.

Zwölf Minuten dauert die erste Sendung von Radio Dreyeckland am 4. Juni 1977. Als Sprachrohr der Anti-Atom-Bewegung wandert der Freiburger Sender zwischen Frankreich, Schweiz und Deutschland, um dem Zugriff der Behörden zu entgehen. 1981 unterstützt Francois Mitterand eine Petition zur Legalisierung des Senders. Mittlerweile gilt Radio Dreyeckland hierzulande als Vorläufer der „freien Radios“, die als Bürgerfunk eine Gegenöffenthchkeit zu öffentlichrechtlichen und kommerziellen Radios schaffen wollen.

9. Auch vor den Alpen trieben Freibeuter ihr Wesen.

„Ihr wisst sicher aus den Zeitungen, dass die Post uns letzten Montag doch gepeilt hat. Wir nehmen also unsere Behauptung zurück. Die peilen besser, als wir dachten“, begrüßte eine Moderatorin 1992 die Hörer des Salzburger Piratensenders Bongo 500. Es folgte der gestreckte Mittelfinger in Form eines Beitrags, der die Verhaftung der Radiomacher eine Woche zuvor thematisierte. Der „Sender mit dem Schrei“ kämpfte weiter, ärgerte die Behörden und sendet seit dem Fall des österreichischen Rundfunkmonopols 1998 als „Radiofabrik“.

10. Den Radiopiraten ging es vorrangig um Freiheit.

Ab 6. Oktober 1990 sendete der Erfurter Sender Radio F.R.E.I. ohne Lizenz, dafür unter Mitwirkung von Kommunalpolitikern, die on air die Neugestaltung der Medien im Osten diskutierten. Neun Monate sendete F.R.E.I. mit Ankündigungen in Zeitungen und auf selbst gedruckten Plakaten und nahm sich so selbst nach und nach die Piratenklappe ab. Am 20. Juni 1991 wurde der Sender während einer Sendung von der Polizei ausgehoben. Ein anwesender Reporter äußerte sich daraufhin in einem Artikel entsetzt über die Art, wie junge Menschen in ihrem Engagement gestoppt würden. Nach einigen temporär genehmigten Sendungen erhielt Radio F.R.E.I. 1999 das Senderecht.

11. Europas führender Radio- pirat starb dieses Frühjahr.

Am 29. März 2009 starb Europas führender Radiopirat Christoph Lindenmaier. Der Schweizer Mediziner unterstützte seit den späten 70er-Jahren weltweit „freie Radios“. So belieferte er interessierte Menschen auch außerhalb der Schweiz mit selbst gebauten Sendern, damit diese seinen Traum von der aktiven Teilhabe aller Menschen an den Medien verwirklichen konnten. 1983 startete in Zürich unter seiner Mithilfe Radio Lora.