Zwei stille Genies: Warum es um die Wachowski-Geschwister ruhig wurde
Nach ihrem Misserfolg „Jupiter Ascending“, der am 9. April auf ProSieben läuft, wurde es zunehmend stiller um die Wachowski-Schwestern. Welche Gründe ihre Abkehr vom Filmgeschäft hatte und mit welchem Projekt sie zurückkehren, haben wir uns näher angeschaut.
Die Kinowelt stand für einen Moment still, als Hacker Neo (Keanu Reeves) im Sci-Fi-Thriller „Matrix“ in Zeitlupe umherfliegenden Kugeln auswich. Der als „Bullet Time“ bekannt gewordene Effekt ging in die Filmgeschichte ein und war nur einer von zahlreichen Gründen, mit denen sich die Wachowski-Geschwister unsterblich machten. Der Film um einen vertrackten Plot, der sich um die Frage drehte, ob wir nicht alle in einer virtuellen Realität leben und einzig zur Energiegewinnung der herrschenden Maschinen existieren, brach Rekorde.
Das stolze Budget von 63 Millionen Dollar war umso beachtlicher, da das vorangegangene Debüt der Wachowskis, „Bound“, nur 6 Millionen Dollar kostete. Der Eintritt in die virtuellen Welten veränderte alles und fand mit dem Flopbuster „Jupiter Ascending“, den ProSieben am Freitagabend, 9. April um 20.15 Uhr zeigt, seinen unrühmlichen Höhepunkt. Aber der Reihe nach.
Vom Dunkel ins Licht
Von 1999 bis 2003 bestimmte das Matrix-Universum die Filmwelt. Der unerwartete Hype um Neo, Trinity (Carrie-Anne Moss) und Morpheus (Laurence Fishburne) zog zwei weitere Fortsetzungen nach sich, die im kurzen Abstand von sechs Monaten im Jahr 2003 veröffentlicht wurden. Allerdings entwickelte sich das philosophische Konstrukt zu einem echten Gedankenknäuel, das den Spaß an den Effekten und beeindruckenden Schauwerten überlagerte. Spätestens im dritten Teil „Matrix Revolutions“ verloren die Zuschauer*innen zunehmend den Faden. Was blieb, war die Erinnerung an eine große Idee, die in den Ambitionen der beiden Erfinderinnen unterging.
Mit einer deutlich einfacheren Story kehrten die Wachowskis 2008 auf die Leinwand zurück. „Speed Racer“ war laut, bunt und das komplette Gegenteil ihrer düsteren Matrix-Trilogie. Der grelle Gegenentwurf zündete jedoch weder beim Publikum noch bei den Kritiker*innen. Die Presse begrub den Rennfilm nach der gleichnamigen TV-Serie noch vor Start unter vernichtenden Verrissen. Mit geschätzten 114 Millionen Dollar Verlust wurde „Speed Racer“ zum finanziellen Debakel, das auch die Karriere der Geschwister ins Schleudern brachte.
Über eigene Ambitionen gestolpert
In den Folgeprojekten „Cloud Atlas“ und „Jupiter Ascending“ traten erneut die tieferen Fragen der Menschheit in den Vordergrund. Offensichtlich abgeschreckt von den simplen Unterhaltungswerten großer Blockbuster, wurden beide Produktionen mit jeder Menge Philosophie, werteorientierten Botschaften und Metaebenen garniert. „Cloud Atlas“ schnitt dabei noch vergleichsweise solide ab. Doch „Jupiter Ascending“ mit Mila Kunis („Bad Moms“) und Channing Tatum („21 Jump Street“) brachte mehr Häme als Respekt ein. Begonnen beim elfenartigen Look von Tatums Rolle Caine Wise bis zur wirren Background-Story, warum Jupiter (Kunis) denn nun Mensch und Außerirdische zugleich ist, verheddert sich der Film zunehmend in Unstimmigkeiten. Danach wurde es im Kino still.
Altbewährtes soll es richten
Statt sich auf der großen Leinwand auszutoben und den Vorgaben der Erwartungen zu fügen, erkannten die Wachowski-Schwestern den Vorteil der Streaminganbieter. Neue Ideen und ungewöhnliche Geschichten fanden hier mehr Anklang bei den verantwortlichen Content-Manager*innen. Der Startschuss für die zwei Staffeln und einen Film umfassende Serie „Sense8“ war gegeben: Acht Menschen, die unterschiedlicher nicht sein können und weltweit verstreut leben, sind mental miteinander verbunden und geraten in den Fokus einer geheimen Organisation. Das Serienformat spielte dem Regie-Duo in die Hände, das so mehr Zeit für die Entwicklung ihrer komplexen Stories hatte. Ein gut genutzter Vorteil, der sich auch in den Rezensionen bemerkbar machte. Zudem ließ sich das Spiel mit Gender und Sexualität deutlich freier thematisieren.
„Sense8“ fand allerdings in einem vergleichsweise kleinen Kreis große Anerkennung. Die Rückkehr zum alten Stil und vor allem zur breiten Masse, stellte die Serie nicht dar. Wie so oft, soll die nun mit der Rückbesinnung auf Altbekanntes überzeugt werden: Mit „Matrix 4“ flüchten Neo und Trinity einmal mehr in die virtuelle Scheinwelt. Jonathan Groff (TV-Serie „Mindhunter“), Neil Patrick Harris (TV-Serie „How I Met Your Mother“) und Priyanka Chopra („Baywatch“) ergänzen den Cast. Über die Handlungsdetails schweigen sich alle Beteiligten noch aus.
„Jupiter Ascending“ läuft am 9. April 2021 um 20:15 Uhr auf ProSieben.