Zisch, Peng, Ploink!


Daß der Mann einmal Comic-Zeichner war, erklärt alles. Wie weiland Batman will Captain Zodiac die darbende Rock'n'Roll-Welt von all ihrem Übel erlösen. ME/Sounds-Mitarbeiterin Sylvie Simmons erläuterte er seinen genialen Schlachtplan.

Er liebt Motorräder und Frauen, Comics und Kunst, er liebt Poesie und Sciencefiction, T. Rex und Heavy Metal. Vor allem aber liebt er seinen Penis. Er ließ sich durch sein bestes Stück gar einen Ohrring schießen, schreibt Liebeslieder über ihn und schwang ihn bei Konzerten auch schon mal als wippendes Lasso.

Seit die Konzerte größer wurden als sein Penis, hat er diese Praxis allerdings eingestellt; seine zweite Ehefrau (Model Rachel Byrd, in England aus einer Jeans-Werbung bekannt) liebt es ohnehin nicht, wenn ihr Kleinod zur Schau gestellt wird. Seine zweite Platte mit der Band The Love Reaction (vier gepflegt ungepflegte Bastarde mit Comic-Namen wie Cobalt Stargazer, Flash Bastard, Trash deGarbage und Slam Thunderhide) heißt TATOOED BEAT MES-SIAH und hat, wie schon der Titel vermuten läßt, zahllose Momente, in denen sich der selbst ernannte Messias in hymnischer Selbstbeweihräucherung ergeht.

Im Gespräch hingegen pflegt er einen ruhigen, nordenglischen Akzent und verfällt nur in das für Zodiac typische Mohammed Ali-Gebrabbel, wenn man ihn in eine Ecke zwängt. Ansonsten ist er ganz Mark Manning, ehemaliger Cartoon-Zeichner und Layouter einer Pop-Zeitschrift. Wie also, bitte schön, wird ein Niemand aus Nordengland zum neuen Sex-Gott? Zodiac eilt Mark sofort zu Hilfe: „Du mußt einfach immer daran glauben, daß du die absolute Nummer Eins auf diesem Planeten bist.“ Mark räumt bescheiden ein: „Naja, das war nur ein Witz. Der Titel Sex-Gott ist eben eine gute Provokation. Zumal es im Heavy Metal Sex-Götter bislang noch nie gab; diese Musik wird ja nur von Jungs gehört. Roben Plant? Der war wohl mal ein Sex-Gott. Auf der Bühne fummelte der sich immer an den Eiern rum. Heute aber hat Heavy Metal ganz andere Symbole: Totenköpfe und so ’n Blödsinn; da greift sich doch keiner mehr an die Eier! Die fuchteln höchstens mit ihren albernen Skeletten rum.“

Gehört es denn zum Berufsbild eines Sex-Gottes, seinen Penis mit einem Ring zu verzieren? Tat das nicht teuflisch weh?

„Das war jugendlicher Leichtsinn: damals schien es eine gute Idee zu sein. Es machte mir auch jahrelang Spaß, einen Ring um das Ding zu haben, bis die Leute bei den Konzerten anfingen danach zu greifen. Da hielt ich es für klüger, ihn zu entfernen, bevor die Quelle meiner Inspiration mit Stumpf und Stiel ausgerissen würde.“

Inwieweit nimmt die Heirat denn Einfluß auf deine Inspiration?

„Ich habe nichts gegen Heiraten; ist schließlich billiger als eine Haushälterin. „

Hast du Rock ’n‘ Roll und Drogen zur gleichen Zeit wie Sex entdeckt?

„Also, Drogen habe ich als erstes entdeckt. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum ich so lange gebraucht habe, meine Unschuld loszuwerden. Ich war ewig lange auf dem Planeten ‚Freak Out‘, und da gibt’s nun mal nicht viele Frauen. Zehn Jahre lang habe ich mein Gehirn mit Acid zugeschüttet, bis ich merkte, daß ich es eigentlich gar nicht mehr brauchte: Ich war sowieso die ganze Zeit zu! Der medizinische Ausdruck für sowas ist wohl Psychose. In meiner Psychose war ich immer total einsam, ein echter Einzel-Flieger. Andere Menschen konnte ich nie ertragen.“

Hast du etwa in dieser Zeit auch DIE WAHRHEIT entdeckt?

„Du denkst natürlich, du sähest die Wahrheit, aber in Wirklichkeit bist du nur Gefangener deiner Traumwelt. Trotzdem: Unter der Oberfläche eines jeden Menschen gibt es eine innere Welt, ein Mysterium, das sich nur abstrakt durch Poesie, Musik oder Kunst erschließen läßt. Kunst und Poesie kommen aus dieser kleinen Zone, über die wir so wenig wissen. Und von mir aus kann das auch so bleiben. Zodiac geht immer für mich dorthin. Er steigt in die Abgründe des Hades und sucht nach wahrer Liebe, dann kommt er zurück mit einem Rucksack voll Worte und Melodien, den gibt er mir dann!“

Er lacht. „Ich könnte nicht mit solcher Überzeugung singen, wenn ich das nicht glaubte; es sind allesamt Träume, an die ich mich erinnern kann.“

Er lacht noch lauter. „Ich weiß gar nicht, was für einen Scheißdreck ich hier eigentlich erzähle.“