Zeit für Zombies
Nach dem Sixties- und Seventies-Revival der jüngsten Vergangenheit standen anno ’97 die 80er auf dem Plan. Und wenn es um halbherzige Platten und unspektakuläre Reunion-Shows geht, so hat dieses Jahr wirklich einiges zutage gefördert, was längst zu Grabe getragen war und dort auch bestens aufgehoben schien – vom Alphaville-Comeback über ABC, Echo & The Bunnymen und Morrissey bis zu den Simple Minds, von Blondie über die 10.000 Maniacs und die Misfits bis hin zu Jane’s Addiction. Die Reanimation von längst ad acta gelegter Popgeschichte ist in vollem Gange. Und ein Ende ist vorerst nicht in Sicht. Für Anfang ’98 haben sich bereits die Sisters Of Mercy angekündigt. Wann The Police oder auch die comeback-freudigen Ramones folgen, scheint nur eine Frage der Zeit zu sein. Daß ein aus Sicht der betroffenen Musiker allzu früher Abgang von der Bühne ganz schön schmerzen kann, diese leidvolle Erfahrung haben durchgestylte Hardrocker der frühen 80er Jahre in neue Songs gepackt. Eine Art Selbsttherapie, die nicht selten dem hoffnungslosen Versuch gleichkommt, die goldene Zeit von hautengen Hosen, Haarspray und Groupies Wiederaufleben zu lassen. Doch die meisten Unterfangen dieser Art scheiterten kläglich. Ob Slaughter, Ratt, Joan Jett, L.A. Guns, Dokken oder Mötley Crüe: Meist reicht der Reiz des Vergangenen gerade mal, um die Tickets für eine Comeback-Tournee zu verkaufen. Einzig Kiss sahnten anno ’97 noch einmal groß ab. Doch wenn dann die Nachfrage gestillt ist, verschwinden die meisten Zombie-Rocker ebenso schnell wieder in der Versenkung, wie sie aus ihr hervorgekommen sind.