Wissen ist Macht: Wie sich Pink in Köln vor Zehntausenden Fans blamierte
Endlich was Vernünftiges zu tun für die KI – aber die nuclear option steht weiterhin im Raum.
Haben Sie’s gelesen? So exciting: Die Künstliche Intelligenz soll jetzt helfen, Plastikmüll im Meer aufzuspüren! Das ist doch gut, da kann die alte Nervkuh sich mal nützlich machen, anstatt fleißigen Journalistinnen und faulen Studenten die Arbeit wegzunehmen. Und daran hakt’s doch einfach: Dass zwar bekannt ist, dass – ich hab’s jetzt nicht genau im Kopf – täglich so viele Trilliarden Tonnen Plastikschrott und Bonbontüten in die Weltmeere geschmissen, gekippt und geweht werden, dass die Eisbären mittlerweile PVC-Pellets scheißen und sich der Seelachs selbsttätig fürs Kühlregal eintütet, aber eben nicht, wo überall genau das Zeugs dann rumschwimmt.
Und das soll jetzt die KI rausfinden. Dann hat die was zu tun und kommt nicht auf dumme Gedanken wie zum Beispiel die Welt in ein postapokalyptisches „Terminator“-Szenario zu stürzen. Was? Die KI ist ja momentan noch reine Kopfarbeiterin, aber man darf sich schon fragen: Wenn die mal richtig loslegt, wird sie dann freundliche Öko-Droiden bauen, die der Menschheit mithilfe ultra-innovativer Future-Technolog ihren Kehricht aus dem Meer fischen und in dem Aufwasch gleich noch den Klimawandel stoppen oder wird sie – der Apfel fällt nicht weit vom Stamm – doch eher die nuclear option wählen und mit dem evolutorischen Irrweg „Lebensformen“ auf diesem Planeten mittelfristig Schluss machen?
Nichtwissen kommt heute nicht mehr so gut
Bevor wir jetzt jedenfalls Anstrengungen unternehmen, um zu unterbinden, dass noch recht viel mehr Plastik in die Meere kommt, machen wir jetzt erst mal Inventur und möchten gaaanz genau wissen, wo das Zeugs ist. Wissen ist Macht … und nix wissen, macht auch nix, haha! Sorry, „Spontispruch“ aus dem vorigen Jahrtausend (ja, schon etwas lang her – die Älteren erinnern sich: das mit der 1 davor). Aber Nichtwissen kommt heute nicht mehr so gut, drum war es auf mehrere Arten gleichzeitig peinlich, wie die Sängerin Pink bei ihrem Konzert in Köln letztens vor Zehntausenden versteinernden Gesichtern die Gruppe Rammstein pries – wobei man’s doch auch positiv auslegen könnte: Die hängt halt nicht den ganzen Tag im Internet rum, die Pink.
Und ich zum Beispiel hatte gar nicht mitbekommen, dass es momentan offenbar a thing ist, Großpopstars aus dem Publikum heraus mit Gegenständen zu bewerfen. Süßes, Hühnchenteile und – besonders, äh, verwerflich – Telefone fliegen da auf die Bühnen, auch Pink ist schon Opfer geworden. Was müsste man auf Till Lindemann draufschmeißen? Nun, vielleicht einen Rammstein, so einen ganz dicken. Aber Vorsicht, der Kerl hat einen Flammenwerfer! Disclaimer: Die in dieser Kolumne geäußerten Gedankenspiele zur projektilen Gewaltanwendung gegen ein Mitglied der Rockgruppe Rammstein sind rein satirisch zu verstehen und stellen keinen Ausdruck von Menschen- sondern sehr spezifischer Idiotenverachtung dar. Außerdem entschuldigt sich der Autor für die adjektivische Verwendung des Wortes „Projektil“. Aber kann man doch mal probieren.
Diese Kolumne erschien zuerst in der Musikexpress-Ausgabe 09/2023.