„Wish you were here“ – Das kleine Fernsehspiel


Der neue britische Film ist angesagt. Keine zwei Jahre nach ihrer Geburt wurden die Kino-Entdeckungen schon im Fernsehen (ARD) gefeiert. Der Nachschub aus England beweist allerdings, daß die Filme dort auch besser aufgehoben sind.

Man nehme: ein frisches, unverbrauchtes Gesicht und die alte, ewig gleiche und immer wieder funktionierende Story: Ein junger Mensch will die Liebe, das Leben, die Weit entdecken, aber die engstirnigen Eltern, Lehrer usw. wollen dies verhindern, solange es nur eben geht.

Hollywood macht daraus Musikvideos mit Zuckerguß. Die Franzosen konstruieren mit Vorliebe die Unterwelt-Geschichte dazu. Den anspruchsvollen jungen deutschen Filmemachern ist die Sache zu banal, die allen entdecken frische Gesichter bevorzugt im „Playboy“ und verwursten sie im hundertsten „Eis am Stiel“-Aufguß.

Der englische Regisseur David Leland („Personal Service“) aber nahm die Probleme mit dem Erwachsenwerden ernst. Er schrieb ein realistisches, unspekulatives Drehbuch und drehte einen Film, der voll und ganz auf den Charme der 16jährigen Hauptdarstellerin Emily Lloyd setzt.

In „Wish You Were Here“, der in den 50er Jahren spielt, eckt Emily mit den Erwachsenen an, sobald sie ihr unbekümmertes Plappermäulchen aufmacht. Erst recht bringt sie ihre Heimatstadt, ein verschlafenes südenglisches Seebad, auf, wenn sie mit wehendem Rock auf der Promenade radelt oder den versammelten männlichen Arbeits-Kollegen provozierend ihre Unterwäsche vorführt.

„Wish You Were Here“ ist einer der neuen britischen Filme, die mit sogenannten „kleinen Geschichten“ arbeiten und sich um die Entdeckung neuer Schauspieler bemühen. Wie etwa „Mein wunderbarer Waschsalon“ setzt er sich mit der typisch englischen, ausgeprägten Klassen-Situation auseinander und lebt mehr von den intelligenten Dialogen als von den Bildern. Ein hübsches, liebenswertes Fernseh-Spiel.