Wirbelsturm und Wahnsinn
Voller Eifer und Euphorie kehren The Sleepy Jackson zurück. Luke Steele hat dafür seltsame Erklärungen.
Luke Steele sitzt im Tourbus auf dem Weg zu einem Auftritt im englischen Leeds, während er dem Musikexpress ein Telefoninterview gibt. Mittendrin fahrt der Bus an einer Baustelle vorbei. „Da draußen stehen riesige Kräne. Ich möchte, dass die Leute meine Songs als Kräne verstehen, die sich in den Kopf bohren und nie nachlassen.“Nicht nur in diesem Fall wählt der Kopf von The Sleepy Jackson eine sehreigene Bildersprache zur Beschreibung seiner Musik. „Ich bin in emenTornado voller Farben geraten undvon einem feuerspeienden Tsunami weggespültworden“:
weiß Steele auf die Frage nach den Gründen der dreijährigen Abstinenz seit dem Debüt lovers zu berichten. So richtig will er mit der Wahrheit nicht herausrücken. Glaubhaft sind Meldungen der australischen Presse, Steele habe zeitweilig seine Stimme verloren. Außerdem mussten Aufnahmen mit Dave Fridmann (Fläming Lips, Mercury Rev u. a.) in dessen US-amerikanischem Studio nach kurzer Zeit wieder abgebrochen werden.
Was die Stimme angeht, hat sich Steele zwischenzeitlich erholt. Wo er früher verschlafen und missmutig klang, ist er auf dem neuen Album Personality hellwach und guter Dinge. „Ich habe mich bei den Aufnahmen von vielen Mädchen massieren lassen, während James Brown im Radio lief oder Prince auf dem Plattenteller lag. Ich hatte dann all diese bunten Bilder von Wasserski fahrenden Wonneproppen im Kopf. Das Mikrofon färbte sich so bunt wie ein Chamäleon. „Wir wissen nicht, was dieser wunderliche Herr zu sich nimmt, aber es wird wohl starker Tobak sein. Diverse Weggenossen können das bestätigen. Obwohl es The Sleepy Jackson noch nicht sehr lange gibt, hat Steele schon einige Bandmitglieder verschlissen. Sogar sein eigener Bruder Jesse war ihm irgendwann nicht mehr gut genug. „Weißt du, es geht hier um eine Art von Leidenschaft, die man mit Worten nicht beschreiben kann. Es geht um diese Tornados undTsunamis in dir selbst. Die musstdu in dir freisetzen, das führt zu absoluter Hingabe. Wer diese Hingabe nicht in sich spürt, kann meinetwegen Trucker werden. „
Man hört es der neuen Platte an: Steele wollte etwas Besonderes auf die Beine stellen. Schnell fühlt man sich an die Orchesterverliebtheit eines Brian Wilson oder Phil Spector erinnert. Steele macht auch vor der Schwülstigkeit der Bee Gees in ihrer Saturday-Night-Fever-Ära und vor einem Andrew Lloyd Webber nicht Halt. „Ich wollte, dass diese Musik eine majestätische Aura ausstrahlt. Mit den Streicherparts gehe ich bis in die 30er Jahrezurück, so weitvon der Moderne weg wie möglich. Heute ist doch alles Scheiße. Ich versuche, so viele Leute wie möglich zusammenzubringen, damit wir den ganzen Mist bekämpfen können, der uns umgibt.“ Botschaft verstanden. Shine on, you crazy diamond!
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