Wir sind sooo groß, Alter!


Eede Region der weiten (Pop)Welt hat mittlerweile neben Bluesrockern und Punkern auch ihre heimischen HipHop-Acts. Auch der deutsche HipHop ist inzwischen Normalfall -freilich noch mit einer deftigen Portion Hype: Nachdem 1998 so viele Acts wie nie zuvor in die gelobten „breiten Käuferschichten“ eingefallen waren, erlebte 1999 eine noch nicht da gewesene Veröffentlichungsflut in Sachen TeutonenHop. Ob nun Retorten-Combo oder aus dem Untergrund gewachsene Posse – so mancher aufstrebender Art ’99 wird schneller in der Versenkung verschwunden sein, als Bruda Sven „Scheise“ sagen kann. Andere schöpften dafür heftig Rahm ab, gern mit „tiefgründig“-„erwachsenen“ Texten wie die Stuttgarter Massive Töne auf ihrer allgegenwärtigen Single „Chart breaker“ oder die bewegten Youngsters Die 3. Generation. Altklugheit? Keine Option für die Newcorner des Jahres: Während Fischmob getrennte Wege gingen (DJ Koze als DJ und Remixer, Sven Franzisco mit dem Triphop-Projekt Mikolajewicz und zuletzt mit der Single „Dungeon Keeper“) und der Rest von Hamburgs HipHop-Creme – Fettes Brot Absolute Beginner, Fünf Sterne Deluxe – mit dafür sorgten, dass DeutschHop auch auf den Live-Bühnen Dauerpräsenz hatte, kam von Eins Zwo alias DJ Rabauke und Daniel „Dendemann“ Larusso das souverän wortgewaltige Album „Gefährliches Halbwissen“. Und weil man gerade bei „Großmaul“ war, servierte uns das Yo Mama-Label später im Jahr noch „Asimetrie“, das Solo-Debüt von Kinderschreck Ferris MC, der sich schon im Duett mit Afrob auf dessen Debüt als „Reimemonster“ empfohlen hatte. Womit wir im Four Music-Stall der Fantastischen Vier wären, wo 1999 verstärkt der Rubel rollte. Die Chefs selbst veröffentlichten ihr „4:99“, kasperten ein wenig als „Medien-Guerillas“ durch die TV-Landschaft und drehten tolle Videos, bevor sie auf Triumph-Tour auszogen. Und der Freundeskreis kultivierte mit dem monströs erfolgreichen Album „Esperanto“ weiter seine deutsche Version von schnuckelig perwollgewaschenem R’n’B. Mit Soul, oder was man dafür halten könnte, war weiterhin auch der seltsame Mannheimer Xavier“Obelix“Naidoo auf allen Kanälen und Award-Verleihungen präsent. Auch sein anderes Zugpferd, Sabrina Setlur, schickte 3p-Boss Moses P wieder ins Rennen:“Aus der Sicht und mit den Worten von Sabrina Setlur“ hieß das Album -damit ja niemand auf die Idee kommen sollte, die Texte seien von Don Moses geschrieben. Abseits der großen Zentren setzte Die Firma Köln und Blumentopf München auf die HipHop-Landkarte, lieferten die Ulmer Kinderzimmer Productions mit „Die hohe Kunst der tiefen Schläge“ mal wieder die halsbrecherischsten Disses der Saison und und und … Ganz klar: hier fehlte ein Machtwort. Und das kam zum Jahresschluß ( in Form der neuen Fünf Sterne Deluxe-Single Ja,ja … Deine Mudder“. Sieht ganz so aus, als würde 2000 wieder mal das Jahr des deutschen HipHop.