Wie, Sie kennen The Rocking Vickers nicht?
Doch, einen davon kennt (fast) jeder: Denn 1965, zwei Jahre nach ihrer Gründung in Blackpool, trennten sich The Reverend Black & The Rocking Vicars (wie die Truppe ursprünglich hieß, bis kirchliche Kreise Einspruch einlegten und auch das Argument nicht mehr half, der Name und die pseudo-klerikalen Bühnenkostüme könnten „Teenager dazu bringen, am Sonntag in die Kirche zu gehen, wenn sie om Samstagabend die rockenden Vikare gesehen haben “ von ihrem Gitarristen lan Holdbrook und rekrutierten dafür den Saitenmann der Beat-Band The Motown Sect aus Manchester – einen ziemlich wüsten Mod namens lan Willis, der sich später nach seinem Vater Kilmister nannte und den Spitznamen Lemmy verpasst bekam. Seine wilden Feedback-Orgien „Ich riss die Fuzzbox voll auf und rädelte irgendwie auf dem Gitarrenhals rum; spielen konnte ich nicht richtig, „l etablierten die Band in der Pop-Art-Szene – besonders in der finnischen: Nach einer Lappland-Tour erschien die zweite Single „Zing! Went The Strings Of My Heart“ nur dort (Promo-Photos zeigten die Band in finnischer Nationaltracht). Ihre nächste Tournee führte die Vickers bis nach Jugoslawien (als eine der ersten westlichen Bands überhauptl, im Austausch mit dem Jugendorchester der Roten Armee. Nur in der Pop-Metropole London bekamen sie trotz freundschaftlichen Beziehungen zu In-Bands wie The Creation und The Birds Ideren „Leaving Here“ Lemmy so liebte, dass er es viel später coverte] nicht so richtig die Beine auf den Boden: Obwohl nunmehr unter Vertrag beim Branchenriesen CBS, unter der Obhut des Hit-Produzenten Shel Talmy und seines legendären Mischers Glyn Johns, mit einem Pete-Townshend-Original (das selbiger später kräftig umbaute und „The Kids Are Alright“ nannte) als A-Seite und von Piratensendern oft und gerne gespielt, wollte auch die dritte Single „It’s Alright „Stay By Me“ kein Hit werden. Im Oktober 1966 versuchten es die vier Burschen ein letztes Mal mit der Kinks-Nummer „Dandy“. Dummerweise hatten sowohl Herman’s Hermits als auch Clinton Ford denselben Song gerade erfolgreich gecovert – dass die Single trotzdem Platz 93 in den US-Charts erreichte.
lässt sich höchstens als ironisches Augenzwinkern des Schicksals interpretieren, denn inzwischen war Bassist Steven Morris durch einen Roadie namens Nod ersetzt worden und die Luft generell raus. Im Frühjahr 1967 trennten sich die Wege. Morris wurde Taxifahrer. Sänger Harry Feeny Pudelzüchter, Ciggy Shaw Trommler in Solomon Kings Backing-Band – und Lemmy erst mal obdachlos. Zum Glück hatte sein alter Kumpel Neville Chesters in der gemeinsamen Wohnung mit Noel Redding noch ein Kämmerchen frei – und letzterer einen Job als Roadie für Jimi Hendrix anzubieten, der den zähen Burschen wieder ins Rockgeschäft zurückbrachte und schließlich zur Bassgitarre. Im Herbst 1971 ersetzte er Ex-Amon-Düül-Il-Mann Dave Anderson bei Hawkwind, die ihn nach dem Superhit „Silver Machine“ 1975 wieder rauswarfen – und der Rest ist Motörhead.