Wie schlimm das Leben sein kann, weiß Elvis Perkins mehr als genau. Deshalb singt er lieber von Surrealem.
Wenn man Elvis Perkins eine Freude machen will, spricht man ihn weder auf seine berühmten Eltern noch auf seinen berühmten Vornamen an. Ersteres verbietet sich von selbst, es sei denn, man wäre „Bild“- oder „RTL-Exklusiv“-Reporter- und ein besonders schamloser noch dazu. Dann könnte man Perkins ungerührt fragen, wie er sich denn so fühle als Sohn des 1992 an AIDS gestorbenen Schauspielers Anthony Perkins alias Norman Bates aus „Psycho“. Und wie man es verkraftet, auch seine Mutter auf denkbar spektakulärste Weise zu verlieren: Fotografin Berry Berenson starb am 11. September 2001 an Bord einer der Maschinen, die ins World Trade Center flogen. Wie gesagt, das überlassen wir anderen.
Perkins, 32 Jahre alt, schmal, versinkt in einem Sessel eines gesichtslosen Hamburger Hotelzimmers. Er musste früh aus dem Bett: Die Augen hinter seiner runden John-Lennon- Nickelbrille sind ziemlich klein. Um die Lähmung aufzubrechen und die Stimmung zu lockern, fragt man ihn, ob er wirklich mal in einem Hanf-Laden gearbeitet hat. Schon lächelt er. „Ja, das ist wahr – ich habe allerhand seltsame Jobs gemacht, aber vor allem habe ich lange an meiner Musik gearbeitet“ Das Resultat heißt Ash Wednesday und hört sich in etwa so an, als hätten Nick Drake, Andrew Bird und Thom Yorke gemeinsam ein Album aufgenommen. Songs wie das fein gesponnene „While You Were Sleeping“, das melancholische „All The Night Without Love“ und der zerrissene Titelsong sind aus der Zeit gefallene Kleinode, sparsam arrangiert, meist nur mit Gitarre und Gesang. Ja“, stimmt Perkins zu, „Ethan Gould, der Produzent, und ich wollten die Songs nicht begraben. Es war nicht nötig, sie zu überzuckern oder in etwas zu verwandeln, was sie gar nicht sind.“ Lieder nämlich, die man beim dritten Hören schon immerzu kennen glaubt.
Und dann diese Texte! Da singen Küchen, stirbt Geld, Meerjungfrauen treffen Hexen, die Freundin spaziert mit einem Raumfahrerhelm aus Samt durch eine Welt, die mehr Traum als Realität ist.
„Manche Traumerfahrungen versetzen mich mehr in Erstaunen, als Dinge in der realen Welt dies je könnten“, erklärt Perkins die surreale Grundstimmung. Aufgenommen hat er die 12 Songs u.a. mit seinem Schauspieler-Bruder Osgood an den Drums. Live steht ihm nun aber seine dreiköpfige Band Elvis in Dearland zur Seite. „Mit ihnen hat sich alles verändert. Früher war ich kein wirklich guter Performer. Ich war viel zu schüchtern“, sagt Perkins. Das ist doch die Chance, die doofe, aber notwendige Vornamenfrage doch noch zu stellen. Perkins lächelt nachsichtig: „Meine Eltern waren überhaupt keine Elvis-Fans. Ihnen hat einfach nur der Name gefallen.“
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